eine perfekte Hörspiel Aufnahme

[superheimi]

Hallo zusammen.

Ich benutze seit neustem Logic X Pro mit einem RODE NT2 mic. Mein Ziel ist es eine perfekte Sprachaufnahme zu machen welche den typischen warmen Hörspiel-Klang hat.
Kann mir jemand sagen welche Effekte / Filter hierzu perfekt wären um Umgebungsgeräusche rauszukriegen, aber dennoch angenehm natürlich zu klingen?
Highpass-Filter, Compressor,...? Was wäre ideal.
Ev ist auch ein Logic user hier welcher keinen Gesang oder Musik produziert sondern Hörspiele.

Liebe Grüsse und Danke für die Hilfe

[kmb]

Kann mir jemand sagen welche Effekte / Filter hierzu perfekt wären um Umgebungsgeräusche rauszukriegen, aber dennoch angenehm natürlich zu klingen?

Hallo,
da gibt es einen super Effekt, der da heißt: Nimm sie nicht mit auf.
Wenn du als Ausgangsmaterial eine völlig trockene Aufnahme hast (Sprecherkabine), dann kannst du die Stimme per FX im Anschluss an alle notwendigen örtlichen Gegebenheiten des Hörspiels anpassen.
Ich würde hier mit IR arbeiten, dann klingt das nahegehend authentisch. Und die entsprechende Stimmung wird dann wieder per Atmo hergestellt. Diese kann gerne vor Ort aufgenommen werden, aber solo.
Tada - und schon hast du alle Möglichkeiten, die Stimme zu variieren und den passenden Kontext zu wählen, in dem sie der Hörer später wahrnehmen und verorten wird.
Aber zuerst mal würde ich mit einer trockenen Aufnahme beginnen.

Grüsse
Ein Hörspielfan :)

[Saxer]

Und experimentiere mit dem Mirofon-Abstand zum Sprecher. Der warme Moderatoren-Sound ist relativ nah, Dialogszenen, die draußen spielen sollen eher weiter weg. Die Sprecher-Lautstärken sollten sich anpassen, das heißt bei Draußen-Dialogen müssen die Sprecher für Indoor-Verhältnisse ziemlich schreien. Aber das muss bei der Aufnahme passieren, das kriegst Du hinterher nicht mehr geregelt.

[alexander]

für aufnahmen die wie im freien klingen sollen, aber innen aufgenommen werden gibts so spezielle "zelte", wo man den sprecher reintun kann. sehr empfehlenswert, weil wenn da nur ein futzelchen raum drauf ist kauft keiner mehr, dass es draussen spielen soll. also selbst bei einer normalen "gut behandelten" sprecherkabine ist in wirklichkeit bei weitem zu viel raumanteil drauf, da brauchts dann spezielle massnahmen. hat aber halt nicht jeder und zahlt sich nur aus, wenn man sowas öfter macht (viel sync jobs usw.). speziell wenn die sprecher "schreien", wie saxer sagt, hast du dann auch in trockenen räumen gar nicht so wenig raumantwort mit drauf.

alternativ gäbe es mittlerweile ja die digitale möglichkeit mit sowas wie unveil die letzten raumreste wegzunehmen. ist natürlich nicht so gut wie gleich ganz trocken aufnehmen, aber besser als nix.

[teloy]

.....so isses....

erstmal sind alle sprecher aufnahmen immer nur so gut wie die sprecher selbst und deren skills....dann kommt erst das microphon....kondenser mics sind pflicht....
trocken ist immer der beste ausgangspunkt....maximal ein bisschen eq und ein bisschen compression sind das höchste der gefühle bei direkter aufnahme....und das auch nur wenn du dafür plugins oder vorstufen am start hast, die über jeden zweifel erhaben sind....
ansosnten gilt....niemals nass aufnehmen....
gute pegel sind ebenso pflicht....allerdings immer auch mit gepflegtem headroom....
für wirklich neutrale, trockene aufnahmen braucht es mehr aufwand als man denkt....also unterschätze nie den raum in dem du sprechen lässt....alles kommt schonungslos ans tageslicht, wenn du erstmal mit compression wirklich zur sache gehst.....
konsonanten sind dein feind.....vor allem alles von s bis sch....und das gute alte p....das ja selbst beim singen ein fluch sein kann....
einen de esser immer nur als letzte wahl zur hand nehmen....immer erstmal schaun was ein eq nicht doch noch machen kann....auch jedwede exciter erst ganz zum schluss....
jede stimme ist wie ein individueller fingerprint.....aber im low end darf grundsätzlich immer viel mehr weg, als man erstmal meint....
wenn du zungenschlag, schmatz und lippen geräusche so laut hörst wie die vokale, hast du zuviel des guten....athmen hingegen, kriegt man immer weg....
und wie saxer sagt.....die jeweilige entfernung zum mic macht riesengrosse unterschiede......also bedenke zuvor immer wie du den sprecher wahrgenommen haben willst...
und alles immer schön in true mono....

und am ende sind sprach aufnahme spezial plug ins von izotope ein gutes tool um dir den tag wirklich um einiges leichter zu machen, wenn du sowas im grösseren und öfteren stil vorhast....aber auch die immer erst hinterher....
aber auch logic hat schon einige gute channel strip settings für derlei zwecke anzubieten.....
und sprache ist im endmix ganz was anderes als musik....nicht wundern....kommt beides zusammen muss sich die musik gehörig zum wohle der sprachverständlichkeit unterordnen....bedenke immer, das das was du da aufnimmst am ende von jemandem anderen zum ersten mal gehört werden wird und du sofort jeden verlierst, wenn die sprachverständlichkeit nicht über jeden zweifel erhaben ist.....

[superheimi]

Wow, danke danke danke an alle, dass ihr euch die Zeit genommen habt für meine Frage. Schön, dass es noch so geniale Foren gibt mit aktiven Logic usern.
Ja mein Problem ist eben genau das, dass ich in einem Büro aufnehmen muss (ca. 10m2) mit absolut minimalen Geräuschen von draussen. Ich kann hier leider keine optimale Aufnahme-Kabine bauen. Das beste hole ich wirklich raus in dem ich sehr nahe beim Mikrofon spreche. Ich dachte auch, eine Hörspiel Aufnahme muss nicht dieselbe Qualität haben wie eine isolierte Gesangs-Stimme. Deshalb wären ev. ein Minimum an Effekten ausreichend, welche das nötigste machen, wie z.B. einen Hochpass Filter?

Hat jemand schon mit den iZotope RX Plug-ins gearbeitet wie De-click, Dialogue De-noise, De-hum, De-clip?

[bitzone]

Ich dachte auch, eine Hörspiel Aufnahme muss nicht dieselbe Qualität haben wie eine isolierte Gesangs-Stimme.

Genau anders herum. Eine Hörspielstimme hört man nahezu solo im Endprodukt, eine Gesangsstimme wird meist mit Musik unterlegt - das kaschiert einiges.
Die schon erwähnte Software Unveil von Zynaptiq kann helfen, oder Audition von Adobe. Das erste rechnet den Raumanteil aus dem Signal, das zweite kann Hintergrundgeräusche minimieren. Allerdings muss man aufpassen, dass bei der ganzen Rechnerei keine Artefakte enstehen. Und ganz billig ist die Software auch nicht.

[superheimi]

Ich habe mir nun mal Voice De-Noise von iZotope runtergeladen und muss sagen, das ist schon mal ziemlich genial. Wind, Autogeräusche, sogar die Kirchen-Glocke ist weg und es klingt immernoch sehr angenehm. Ich denke das ist genau das, was ich brauche. Preislich auch voll ok.

[kmb]

Bitte beachte auch, dass wir Menschen unsere Stimme von allen denkbaren Geräuschen am besten kennen.
Sobald diese in irgendeiner Art verfremdet wird, nehmen wir das wahr.
Wenn eine Stimme klingen soll, wie in einem vertraulichen Gespräch, dann brauchst du das nah und trocken.
Das wirkt intim. Nur ein klitzekleines Futzelchen Raumanteil drauf, dann hört jeder Mensch intuitiv: Diese Stimme ist mir nah am Ohr (Und erzählt mir etwas, das andere nicht hören sollen).
Der Rest kommt mit Sprechart und Tonfall des Erzählers. Im genannten Fall sicherlich eine Art Flüstern.

Solltest du jetzt Geräusche in der Aufnahme haben, dann sind die erst mal da.
Wenn du beginnst zu filtern, schneidest du der Sprecherstimme ebenso etwas ab.
Dann beginnt das "Aua" beim Hören.

Gäbe es eine Möglichkeit, dass du die Umgebungsgeräusche mit in dein Hörspiel nimmst?

So könntest du aus der Not eine Tugend machen...

[Geheimagent]

Wow, danke danke danke an alle, dass ihr euch die Zeit genommen habt für meine Frage. Schön, dass es noch so geniale Foren gibt mit aktiven Logic usern.
Ja mein Problem ist eben genau das, dass ich in einem Büro aufnehmen muss (ca. 10m2) mit absolut minimalen Geräuschen von draussen. Ich kann hier leider keine optimale Aufnahme-Kabine bauen. Das beste hole ich wirklich raus in dem ich sehr nahe beim Mikrofon spreche. Ich dachte auch, eine Hörspiel Aufnahme muss nicht dieselbe Qualität haben wie eine isolierte Gesangs-Stimme. Deshalb wären ev. ein Minimum an Effekten ausreichend, welche das nötigste machen, wie z.B. einen Hochpass Filter?

Hat jemand schon mit den iZotope RX Plug-ins gearbeitet wie De-click, Dialogue De-noise, De-hum, De-clip?

Die RX Plugins sind klasse, doch ist das nicht so, dass man einfach auf einen Knopf drückt, und dann ist alles optimal, oder wie es sein könnte wenn es optimal wäre ist das auch nicht wirklich. Hänge die Wände und Decken mit schweren Vorhängen ab, und den Fußboden mit einem Teppich. Sowas kriegt man ggf. in der Verwandtschaft und unter Freunden zusammen. Sieht hinterher vielleicht alles unpassend aus, aber funktioniert. Wenn die Vorhänge nicht so schwer sind, dann Decken hinternähen.
Es gibt auch diverse Mikroshilds, aber zum einen sind die teuerer, und bringen oft nicht so viel. Wenn Du in dem Raum auch noch irgendwie Bücher in Regalen unterbringen kannst, ist das auch noch mal eine Verbesserung.
Ich kann die bkanntesten Nachbeareitungen für die meisten Stimmen wirklich gut umsetzen, doch es ist verdammt mühsam und macht meiner Meinung nach nicht so viel Spaß, wie jemanden richtig aufzunehmen.
Es gäbe übrigens auch noch Stellwände und Akustikelemente, wie bei HOFA, was jetzt nur als Beispiel dienen soll. Es gibt sicherlich auch noch andere Firmen, und kann sowas auch mit Handwerklichen Geschick nachbauen.

Bei einer Hörspielaufnahme steht de Sprecher ja im Gegensatz zu einem Sänger nackt da.

[thomas wolter]

.. in einem gewöhnlichen Büro wird's akustisch eher 'ne Herkules-Aufgabe wenn nicht gar unmöglich.

.. als ich früher nichts besseren hatte, hab ich mir einen großen Karton besorgt, Vordere Seite rausgeschnitten und den Rest innen mit viel Dämmstof ausgeschlagen.
.. unten ein Loch rein und durch dieses das Mikro mitten in dieser Kiste plaziert.
.. Sprecher möglichst direkt davor und schon war das ganze ziemlich ruhig.

.. mit ein wenig Geschick und 'ner Rolle Gaffa kein Hexenwerk
.. und das ganze ist leicht - und schnell in irgendeiner Ecke geparkt.
.. 'blubbert' ein wenig untenrum, kriegt man aber mit Bordmitteln in den Griff.

[muki]

>.. in einem gewöhnlichen Büro wird's akustisch eher 'ne Herkules-Aufgabe wenn nicht gar unmöglich.

tut zwar nichts zur sache (sorry), habe aber zufaelligerweise heute diesen artikel gesehen:

https://orf.at/stories/2429849/2429850/

mich wundert nur, was das fuer ein buero ist, in denen mitarbeitern gestattet ist,
hoerspiele zu machen...

[Geheimagent]

.. in einem gewöhnlichen Büro wird's akustisch eher 'ne Herkules-Aufgabe wenn nicht gar unmöglich.

.. als ich früher nichts besseren hatte, hab ich mir einen großen Karton besorgt, Vordere Seite rausgeschnitten und den Rest innen mit viel Dämmstof ausgeschlagen.
.. unten ein Loch rein und durch dieses das Mikro mitten in dieser Kiste plaziert.
.. Sprecher möglichst direkt davor und schon war das ganze ziemlich ruhig.

.. mit ein wenig Geschick und 'ner Rolle Gaffa kein Hexenwerk
.. und das ganze ist leicht - und schnell in irgendeiner Ecke geparkt.
.. 'blubbert' ein wenig untenrum, kriegt man aber mit Bordmitteln in den Griff.

Sorry das funktioniert doch nicht 100%. Es gibt so eine Schaumstoffkugel, da packt man das Mikro rein, und angeblich soll man da ohne Raumanteile mit aufnehmen können. Sowas nachzubauen ist ja auch nicht aufwendig, funktioniert nicht zufriedenstellend. Warum? Weil man nur die Rückseite und die Seiten von dem Mikrofon dämmt. Man müsste dann noch hinter dem Rück des Sprechers dämmen, damit da auch keine Reflektionen zurück geworfen werden. Über dem Kopf und auf dem Boden auch.

[Stephan S]

Herrlich.
Wie wir mit alten Wurstpellen aus einem Kondensatormikrofon ein dynamisches bauen um mal eben im Großraumbüro für Studioakustik zu sorgen.
Dazu wie immer eine eierlegende Wollmilchsau als PlugIn von Izotope.

[Geheimagent]

...mal eben im Großraumbüro für Studioakustik zu sorgen.

Ich wusste bis jetzt nicht das 10m2 schon als Großraumbüro gilt. Erinnert mich gerade an Terry Pratchett und Harry Potter.