Häschen hat geschrieben: ↑27 Sep 2020 - 20:39 Meine kleinen Schaukelfreunde, etwas wird erst sittenwidrig, wenn viele davon überzeugt werden können und Druck aufgebaut wird, die den Gesetzgeber zum Regulieren drängt.
Das nennt sich Sensibilisierung.
Das ist schlicht falsch. "Sittenwidrigkeit" ergibt sich nicht aus "Überzeugung" oder durch "Druckaufbau", sondern durch ein konkret zu umreißendes Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden. Der Begriff der Sittenwidrigkeit bezog sich ursprünglich vor allem auf die mündliche Vereinbarung von Geschlechtsverkehr gegen Bezahlung. DAS war der ursprüngliche Gedanke hinter dem Begriff "Sittenwidrigkeit". Dabei ging es nicht(!) darum, ob der/ die Prostituierte einen für seine/ ihre Dienstleistung ein unangemessenes Entgelt erhielt. Denn das stand meist in einem absolut angemessenen Verhältnis zur "Dienstleistung". Sittenwidrig sind z.B. auch Rechtsgeschäfte über illegale Handfeuerwaffen oder illegale Drogen und zwar ebenfalls unabhängig des Umstands, das Leistung und Gegenleistung äquivalent sind.
Die Sensibilisierung von der Du sprichst, kam mit dem sog. Prostitutionsgesetz. In dem Gesetz wurde gesetzlich geregelt, dass Prostitution als (einmalige) Dienstleistung nicht mehr sittenwidrig sein soll und dass der/ die Prostituierten einen gesetzlich geregelten und vor allem einklagbaren Anspruch auf eine Gegenleistung haben soll.
Künstler haben(!) schon seit je her einen gesetzlich einklarbaren Anspruch auf Zahlung für ihre Leistungen.
Häschen hat geschrieben: ↑27 Sep 2020 - 20:39 Bei Mietverträgen oder dem Mindestlohn wird auch reguliert und ohne Druck wäre das sicher nicht passiert.
Stimmt. Es werden auch Kaufverträge, Darlehensverträge, Pachtverträge, Reiseverträge u.a. gesetzlich geregelt. Die Gründe für diese Regelungen sind vielfältig. Meist, weil ein umfassendes Bedürfnis für eine Regulierung bestand. Sprich: Regulierung von Verträgen, die täglich massenhaft abgeschlossen werden. Damit soll auch verhindert werden, dass jeder zweite Kaufvertrag aufgrund fehlender gesetzlicher Regelungen gerichtlich umrissen und so geklärt werden muss.
Es werden auch sog. freie Berufe gesetzlich reglementiert. So gibt es das Steuerberatergesetz und damit die Bundessteuerberaterverordnung, das Bundesrechtsanwaltsgesetz mit der Bundesrechtsanwaltsordnung, die Dienstleistungen von Architekten werden reguliert und die Ausübung der Geschäftstätigkeit der Apotheker. Damit einhergehend werden aber nicht nur die Rechte dieser Berufsgruppen reguliert, sondern vor allem (auch) die Pflichten(!).
Für Künstler gibt es das Urheberrechtsgesetz. Warum das für den deutschen Rechtsraum nicht ausreichend sein soll, musst Du (Häschen) vielleicht noch erklären. Und auch, wie Du potentielle Pflichten (und zwar allgmeingültig für alle Künstler) spezifizieren und allgemien definieren möchtest.
Häschen hat geschrieben: ↑27 Sep 2020 - 20:39 Sind gängige 360° Plattenverträge, mit 7-20% Beteiligung an Tonträgerverkäufen, Wucher zum Nachteil der Künstler? Ja oder Nein?
Gibt es denn solche Verträge von deutschen Labels mit deutschen Künstlern? Falls ja, wären Beispiele schön.
Was mich an dieser Dikussion wundert ist, dass wir hier über das Verhalten eines psychisch auffälligen Mehrfachmillionärs diskutieren und dessen absurdes Verhalten als Anlass dafür nehmen, um über vermeintliche Mißstände in der "Musikindustrie" zu reden. Das Beispiel Kanye West und seine Problematik mit den Masterbändern heranzuziehen und dann von "Sensibilisierung" für die Probleme kleinre Künstler zu reden ist (Entschuldigung) absurd. Kanye West hat genug Geld um eine Armee von Rechtsanwälten zu bezahlen, um "sein" Problem zu lösen. Warum er dafür Twitte braucht, erschließt sich mir nicht.
Was ist eigentlich "Die Musikindustrie"? In der Vergangenheit hatte ich hin und wieder mit kleineren und mittelgroßen Labels zu tun. Im Wesentlichen handelte es sich um Laiendarsteller, die mal mehr, mal weniger eine für die Tätigkeit sinnvolle Ausbildung hatten. Viele hatten auch keine Berufsausbildung. Ich will sagen: Der Begriff MusikINDUSTRIE suggeriert Standards. Solche gibt es aber im Musikbizz nicht. Die meisten Verträge im Musikbizz werden von den Inhabern der Labels aus dem Internet heruntergeladen und ungeprüft verwendet.