Re: Hände hoch! Wer ist Profi?
Verfasst: 30 Jul 2018 - 10:08
Geheimagent hat geschrieben: ↑30 Jul 2018 - 19:33 Taxi fahre ich nur, um ein verwanztes Objekt zu verfolgen.
Neenee, die Korrelation ist anders. Je geringer die Gage, desto stärker die selbstgefällige Abwertung derer, die ihr Business verstehen. Letzteres geht durchaus auch mit Jazz. Dazu muss man aber etwas mehrdimensionaler denken als nur über ein wie auch immer zu definierendes Maß von "Qualität".
Sehr realistisches Statement. Ich könnte da noch Beispiele nennen, doch ich finde das ist wirklich super auf den Punkt gebracht.hugoderwolf hat geschrieben: ↑31 Jul 2018 - 18:37Neenee, die Korrelation ist anders. Je geringer die Gage, desto stärker die selbstgefällige Abwertung derer, die ihr Business verstehen. Letzteres geht durchaus auch mit Jazz. Dazu muss man aber etwas mehrdimensionaler denken als nur über ein wie auch immer zu definierendes Maß von "Qualität".
In der Musikbranche ist leider die Vorstellung sehr prominent, dass man ein Anrecht auf ein ordentliches Einkommen hat, solange man seiner Meinung nach besonders "gute" Musik macht. Es gibt aber keinen Markt der Welt, der so funktioniert. Auch nicht in der Industrie oder im Dienstleistungssektor. Die meisten anderen künstlerischen Berufsgruppen - wenn auch oftmals keine Großverdiener - haben das irgendwie besser verstanden, z.B. im Theater und in den bildenden Künsten. Wahrscheinlich weil sich dort weniger Hobbyisten tummeln.
Musikkonsumenten hören nie einfach nur Musik. Die hören immer ein Image und ein persönliches Statement gleich mit. Das gilt auch und insbesondere für Genres mit hochkultureller Anmutung wie Jazz. "Schaut her, was ich für komplizierte Musik zu genießen imstande bin!" Ergo verkauft man nie nur Musik, sondern das ganze Paket inklusive Image, Lebensgefühl, Statussymbol und Allem Drum und Dran. Autohersteller und Konsorten machen das nicht anders.
Erfolgreiche Musikacts egal welcher Couleur verstehen das und setzen die richtigen Hebel in Bewegung, um die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe dahingehend möglichst gut zu bedienen. Das sichert einem treue Fans, die auch noch stolz das passende T-Shirt durch die Gegend tragen. "Gute" Musik reicht bei Weitem nicht. Genau so wie es nicht reicht, wenn ein Auto bequem 200 km/h fährt und 10-20 Jahre hält und dabei sogar annehmbar aussieht.
Das liegt übrigens nicht am Kapitalismus. Auch wenn man die Kohle aus der Gleichung herausnimmt, sind die Erfolgsfaktoren letztendlich die gleichen, wenn man statt indirekt über's Einkommen direkt auf sowas wie Beliebtheit, Bekanntheit, Fanbase etc. schaut.
Den Satz gab es schon von Roger Waters auf dem Album "The Wall" 1979
Da stimme ich dir zu-auch meine Profi-Wahrnehmung: Souverän, relaxt, aber trotzdem hochkonzentriert, kompetent und diszipliniert.
Wow der zweite Beitrag mit echt tiefer substanz unter diesem Titel.J. Alf hat geschrieben: ↑03 Aug 2018 - 9:01 Per Definition absolut, fühle mich aber oft nicht so. Mein Geld verdiene ich zu 100% mit dem, was ich bounce.
Habe aber immer Bedenken, ob ich das überhaupt wirklich kann was ich da tue. Je nach Tagesform ein manisches Abwechseln von "ganz geil abgeliefert" und "ach du meine Güte, wie klingt das denn".
Ein großer Mischer sagte mal, dass das Selbstbewusstsein 15% über dem Können liegen sollte.
Also etwas höher, um allen Beteiligten die Sicherheit zugeben, dass man die Kontrolle hat. Aber eben nicht mehr, damit man nicht abdreht und weiter lernt.
Wenn man Profi sein will, dann muss man sich auch so verhalten. Und ich unterstelle einfach mal, dass das die meisten nicht können.
Das liegt weniger am eigenen Können als an der Persönlichkeit. Krieg mal Feedback von 5 unterschiedlichen Instanzen und bleib dabei im Sattel und handle im Sinne des Songs.
Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Menge Leute zwar das Talent aber nicht die Persönlichkeit mitbringen.
Du brauchst als Studiomusiker, Komponist, Mischer, Mastering Engineer schon ein dickes Fell.
Feedback darf nicht als persönlicher Angriff gewertet werden. Klingt wie eine Floskel, aber ich kriege oft mit, wie Leute genau das nicht hinbekommen.
Es werden zwar mehr Lizenzen von DAWs verkauft und gefühlt hat jeder den ich kenne mindestens ein Wave-Bundle, aber dazu ist die Anzahl der wahren Profis garantiert nicht linear gestiegen.
Wenn man all diese Fähigkeiten (Persönlichkeit, Talent, Wille) mitbringt, verdient man auch höchstwahrscheinlich sein Geld damit, was einen damit nach Definition des Wortes zum Profi macht.
Für was anderes hat man dann nämlich meistens gar keine Zeit mehr.
Wenn nicht, dann ist irgendwas davon zu klein dosiert. Was allerdings überhaupt nicht schlimm ist, dann man kann sich trotzdem professionell verhalten bzw. in einzelnen dieser Bereiche glänzen.
Mega geile Mucke machen, ein Virtuose sein. Der Midi König, der noch seine Zahnbürste aus Logic steuern kann - ist aber wohl eher Semiprofi oder was auch immer.
Überschriften zu finden ist wie immer im Leben schwer. Denn meistens ist die Welt zu komplex.
Der natürlich Menschenverstand gibt einem jedoch die Fähigkeit ganz genau zu wissen, wann man es mit einem Profi zu tun hat.
Beim Arzt, im Restaurant, im Service. In der Regel merkt man es, wenn einem ein wahrer Profi begegnet ist.
Nun kenne ich Deinen Kollegen nicht, doch finde ich das auch herrabwürdigend. Ich drehe das mal um der Typ ist in der Lage mit Dir zusammen zu spielen, und ist zudem auch noch Bauleiter, Du aber nicht.lonely hat geschrieben: ↑03 Aug 2018 - 9:41 Da stimme ich dir zu-auch meine Profi-Wahrnehmung: Souverän, relaxt, aber trotzdem hochkonzentriert, kompetent und diszipliniert.
Da möchte ich am liebsten noch stundenlang superdifferenziert diskutieren, aber folgendes Beispiel:
Ein Kollege ist Bauleiter, spielte mit mir in meiner Band, super Kollege, für den Job klasse Musiker-alles TOP!
Kategorie: Kein Profi, sondern Semi-Profi.