Studio One: Pro und Contra

Cubase, Samplitude, Digital Performer, Sonar, und sonstige

Moderator: Mods

Brandywein

Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Brandywein »

Wenn man den Hype um die Melodyne ARA Schnittstelle mal weg läßt - denn die wird es evtl. ja auch für Logic u.a. geben - was sind die Vor- und Nachteile von Studio One? Im Vergleich mit Logic? Butter bei die Fische!
Brandywein

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Brandywein »

Nach meinem eigenen Test gestern würde ich sagen: Studio One ist definitiv intuitiver als Logic. Es gibt wenig was ich nachlesen musste. Und nach dem Ansehen von 2 oder 3 Tutorials hatte ich das Gefühl ich kenne den "angesagten Weg" und muss mir nicht erst trickreiche Workflows zurechtlegen (auf die man in Logic ja auch stolz ist. Dumm ist nur, wenn man sie nach ein paar Wochen wieder braucht und dann bereits vergessen hat...).

Man merkt, dass die Entwickler versucht haben, schnellere Wege für den täglichen Workflow zu finden. Nach dem Motto: "nur weil alles Daws das bisher so machen, müssen wir es nicht auch so machen. Lass uns gucken, wo wir Klicks einsparen können."

Die Gui kann manchmal etwas unaufgeräumt wirken, v.a. im und um den Mixer. Aber es läßt sich relativ frei konfigurieren. So kann man einstellen, dass Kanal-Eigenschaften nicht neben, sondern wie bei Logic über dem Volume Poti liegen, wodurch es gleich übersichtlicher wird.

Ansonsten ist das Design unaufdringlich. Weder sehr schick, noch sehr bunt. Die Gui der internen Effekte gefällt mir gut. Die Farbe ich ein bisschen blass, aber alles ist vor allem übersichtlich gestaltet. Auch die virtuellen Instrumente sind klar strukturiert, man findet sich sofort zurecht.

Das kann ich von Logic nicht behaupten. Beispiel Ultrabeat. Ich hab mir irgendwann mal das lange Tutorial bei Macprovideo angesehen und war begeistert, was das Tool eigentlich alles kann. Aber die GUI ist furchtbar. Diese abgespace'ten, minimalistischen Reglerchen und Knöpfchen. Naja. Und wenn ich Ultrabeat dann ein paar Monate nicht benutzt habe geht wieder das Suchen und Probieren los, wenn's ums Sounddesign geht.

Das sind so Punkte, die bei Studio One eingänglicher sind. Kein Schnickschnack, die Konzentration kann beim kreativen Prozess bleiben. Bspw. wenn ich einen Aux brauche, muss ich nicht Views wechseln und raffinierte Verbindungen zusammenklicken. Ein einziger Klick im Kontextmenu auf dem Kanal im Arrange oder im Mixer und alles ist korrekt eingestellt. Das macht Spass.
Brandywein

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Brandywein »

Übrigens auch gut: es gibt fertige Key Command Settings anderer Daws. Einmal auf Logic umgestellt und die wichtigsten Dinge laufen wie gewohnt. Sogar das Ein- und Ausblenden von Inspector, Editor usw.
Benutzeravatar
Dingo
Forengott
Beiträge: 2113
Registriert: 22 Okt 2010 - 14:47

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Dingo »

Danke Brandy, für den Bericht.
Benutzeravatar
Saxer
Mega User
Beiträge: 6700
Registriert: 16 Nov 2007 - 0:35
Wohnort: Rhein Main Gebiet

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Saxer »

was ich in logic beim komponieren am meisten benutze, sind die midi-funktionen. wie siehts denn da bei studio one aus? transpose, flam, velocity prozentual oder additiv rauf und runter... dann die tastaturbefehle: legato erzwingen, überlappungen entfernen, events mit gleicher position im takt auswählen, auswahl umkehren, gleiche events anwählen, ähnliche events anwählen... naja, das ganze handling eben. gibt es da vergleichbares?
Sammeln Sie Playback-Punkte?
Brandywein

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Brandywein »

Nach meinem Eindruck ist das meiste davon vorhanden. Allerdings nicht Legato erzwingen und Überlappungen entfernen. Das wurde wohl schon länger angefragt und sollte auch programmier-technisch nicht so schwer sein, aber die Jungs scheinen das nicht so wichtig zu finden :?

Die Auswahl kannst du nicht so fein treffen wie in Logic, es gibt nur "Noten mit gleicher Tonhöhe" durch Klick in die Piano Roll soweit ich gesehen habe.

Dafür gibt es eine "Split at Grid" Funktion: du kannst Midi Events anhand des Grids schneiden, also bspw eine ganze Note mit einem Klick in Achtel. Finde ich sinnvoll und kenne ich in Logic ähnlich nur im Arrange mit dem Scheren-Werkzeug bei gedrückter Alt-Taste, also für ganze Regionen, nicht aber für Events im Midi Editor - vielleicht hab ich es auch übersehen?

Velocity Werte gehen immer von 0 bis 100, also quasi immer in Prozent. Die 128er Unterteilung scheint da bewusst vermieden zu werde. Man versucht wohl generell sich nicht am Midi Protokoll zu orientieren und das quasi zu umschiffen.

So kannst du z.B. einzelne Regler externer Midi Controller beliebig vielen Reglern in Studio One zu weisen. Z.B. verschiedenen Plugins. Das jeweils im Vordergrund liegende Fenster hat dann automatisch die aktive Zuweisung.
Benutzeravatar
Dingo
Forengott
Beiträge: 2113
Registriert: 22 Okt 2010 - 14:47

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Dingo »

Brandywein hat geschrieben:Nach meinem Eindruck ist das meiste davon vorhanden. Allerdings nicht Legato erzwingen und Überlappungen entfernen. Das wurde wohl schon länger angefragt und sollte auch programmier-technisch nicht so schwer sein, aber die Jungs scheinen das nicht so wichtig zu finden :?
Ätzend. Solange kein anderer Standard zur Verfügung steht sollte das Midi Handling weiterentwickelt werden. Da kann man wirklich noch einiges reissen.
Brandywein hat geschrieben: So kannst du z.B. einzelne Regler externer Midi Controller beliebig vielen Reglern in Studio One zu weisen. Z.B. verschiedenen Plugins. Das jeweils im Vordergrund liegende Fenster hat dann automatisch die aktive Zuweisung.
Das hört sich gut an.
Brandywein

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Brandywein »

Ok zwei Sachen noch, dann hab ich mir auch die Kaffeemaschine von Presonus verdient:

Die ganze Ordnerverwaltung ist *genial*. Ein Mix aus der Logic Bibliothek und den Ableton Ordnern - and then some... Alle Unterordner sind erstmal über eigene Shortcuts erreichbar, also Effekte, Instrumente, Wave-Pool und Dateien auf dem Rechner.

Und dann kann man nahezu alles, was es im Arrange und im Mixer so gibt, in einen Ordner ziehen. Z.B. Effekteinstellungen, ganze Chanelstrips, Midi-Regionen, wahlweise zusammen mit dem Instrument (so wie Apple Midi Loops) bis hin zum ganzen Mixer mit allen Kanälen auf einmal(!). Ich glaube letzteres geht auch in Protools, nur etwas umständlicher. Ich bräuchte dadurch keine Song Temples mehr, Hurra!
Im Endeffekt kann man quasi jeden Schnipsel, den man irgendwo erstellt hat, einfach archivieren und jederzeit Projekt-übergreifend wieder verwenden. Und man muss sich nicht merken, wie das geht - es funktioniert immer über Drag&Drop.

Ebenfalls über diese Ordnerstruktur kann ich wie in Live Audioschnipsel synchron zum Projekt vorhören. Neulich hatte hier bspw. jemand gefragt, wie man das Vorhören von Drum Samples in Logic am besten gestaltet. Man muss über einen Sampler gehen, wenn es flexibel sein soll. In Studio 1 klicke ich nacheinander meine BD Samples auf der Festplatte durch, sie werden regelmäßig 4 to the floor wiederholt und ich kann so auf den Sampler verzichten, wenn ich sie direkt im Arrange platzieren will.
Benutzeravatar
Saxer
Mega User
Beiträge: 6700
Registriert: 16 Nov 2007 - 0:35
Wohnort: Rhein Main Gebiet

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Saxer »

danke für die ganzen infos, die kaffeemaschine sei dir gegönnt :-)
das klingt wirklich alles sehr gut...

ist natürlich immer schwierig den sequencer zu wechseln... wenn man seine arbeitsumgebung kennt, weiß man einfach, was zu tun ist. und das ist, selbst wenn es umständlich geht, hundert mal schneller als wenn man es nicht weiß obwohl es theoretisch mit einem anderen programm viel schneller ginge... 20 jahre supertrack/notator/logic-vorsprung holt man einfach nicht so schnell ein.
ich arbeite nebenher auch mit ableton... da sind so viele dinge dermaßen anders, dass es einen deutlichen einfluß auf das endergebnis hat, da kommt am ende ganz andere musik raus! ich denke, das ist mit jedem sequencer so. für frische impulse sicher nicht schlecht, für auftragsarbeiten tödlich. aber man muss ja zum glück logic nicht wegwerfen, nur um andere sequencer auszuprobieren. dran bleiben...
Sammeln Sie Playback-Punkte?
Benutzeravatar
Klangbieger
Postingminister
Beiträge: 2816
Registriert: 10 Jun 2008 - 18:17
Logic Version: 10
Wohnort: Palma

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Klangbieger »

Unabhängig von der Gewohnheit auf seiner Haupt-DAW finde ich den Workflow an sich bei S1 auch besser. Und wie ich schon bemerkte, die (Sound-)Qualität von Logic's internen Instrumenten und den meisten Plugins finde ich auch besser. Gut ,man hat genug anderes an Plugs, aber die Instrumente vermisse ich auf jeden Fall. Den Hypereditor finde ich auch immer noch sehr schön. Die komplette Mastering Suite ist auch gut gedacht.
Im Detail sind Logic's Midibearbeitungmöglichkeiten auch immer noch ungeschlagen, wie ich finde. Ob die jeder braucht ist 'ne andere Frage.
Logic läuft für mich am ungeschlagendsten/fehlerfreiesten mit externem Outboard, (gerade auch immer noch mit Arpeggiatoren). Auch deren Einbindung finde ich immer noch am besten. (External Instrument )
..So mal ad hoc :)

Gruß
iMac i7 3.5 GHz FD, MP 5.1- 3.46 GHz Hex,24/32Gb Ram, OS 10.14.5,Saffire Liquid 56/Pro 40, Edirol UM 880, LPX
Nur die kleinen Geheimnisse müssen beschützt werden. Die großen werden von der Ungläubigkeit der Öffentlichkeit geheimgehalten (Marshall Mcluhen)
Benutzeravatar
Dingo
Forengott
Beiträge: 2113
Registriert: 22 Okt 2010 - 14:47

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Dingo »

Ich bin auch gerade am testen.
Die erste Frage die sich stellt... Kann ich ohne Event Editor leben?
Benutzeravatar
Klangbieger
Postingminister
Beiträge: 2816
Registriert: 10 Jun 2008 - 18:17
Logic Version: 10
Wohnort: Palma

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Klangbieger »

KB:
...Im Detail sind Logic's Midibearbeitungmöglichkeiten auch immer noch ungeschlagen, wie ich finde. Ob die jeder braucht ist 'ne andere Frage...
:mrgreen:
iMac i7 3.5 GHz FD, MP 5.1- 3.46 GHz Hex,24/32Gb Ram, OS 10.14.5,Saffire Liquid 56/Pro 40, Edirol UM 880, LPX
Nur die kleinen Geheimnisse müssen beschützt werden. Die großen werden von der Ungläubigkeit der Öffentlichkeit geheimgehalten (Marshall Mcluhen)
Benutzeravatar
MFPhouse
Mega User
Beiträge: 5323
Registriert: 25 Jun 2003 - 11:55
Logic Version: 11
Kontaktdaten:

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von MFPhouse »

Saxer hat geschrieben:was ich in logic beim komponieren am meisten benutze, sind die midi-funktionen. wie siehts denn da bei studio one aus? transpose, flam, velocity prozentual oder additiv rauf und runter... dann die tastaturbefehle: legato erzwingen, überlappungen entfernen, events mit gleicher position im takt auswählen, auswahl umkehren, gleiche events anwählen, ähnliche events anwählen... naja, das ganze handling eben. gibt es da vergleichbares?
...könnte glatt von mir sein deine Frage, du scheinst so ähnlich wie ich zuarbeiten/zudenken...und deshalb,

OT: ...das ist alles ganz spannend Momentan auf dem Markt Thorsten ( nicht nur StudioOne auch Avid etc ..) und es juckt gewaltig...aber mein Tipp, warte mal einfach auf LOGIC X ...

...reine Nerven Sache das ganze :mrgreen: :wink:
Wir supporten auch den Support und selbstredend auch die Entwickler.
Brandywein

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von Brandywein »

MFPhouse hat geschrieben: ...reine Nerven Sache das ganze :mrgreen: :wink:
Ja nur keine Panik 8)
Logic war mein erster Sequencer und ich bin auch mit der 9er sehr zufrieden. Ausserdem scheint der Fokus bei Studio One auf dem Musiker zu liegen. Ein Orchester Arrangement ist in Logic sicher besser aufgehoben. Da ich aber nicht nennenswert orchestriere - und auch sonst versuche die rein technischen Aspekte gegenüber den kreativen gering zu halten - bin ich von S1 schon sehr angetan.

S1 erinnert mich an Mackie Tracktion. Das war mal eine sehr kleine aber feine Daw. Ich war damals erstaunt, mit wie viel weniger Clicks als in Logic sich verschiedene Dinge erledigen liessen. Es war aber glaube ich nur ein einziger Entwickler da dran und vom Feature Set war es nicht konkurrenzfähig.

Apropos Features, erwähnte schon jemand, dass man in Studio One Objekt-basiert arbeiten kann? Effekte und "Clip Gain" (Hammer Feature! :hm_big_smile: ) lassen sich auf einzelne Regionen anwenden und optional auch reinrendern (à la AudioSuite), wobei die Änderungen so lange nachträglich angepasst werden können, wie im Audio-Pool der Link zur Originalversion erhalten bleibt.

Und der noch: bei Click auf die CPU Auslastungsanzeige öffnet sich ein Fenster das die CPU Last aufgeschlüsselt auf alle einzelnen Plugins und Instrumente anzeigt!
Ein Minus zeigt sich dabei gleich: auch wenn der Sequencer steht bleibt die Auslastung gleich hoch wie beim Abspielen.
Benutzeravatar
ringi1970
Kaiser
Beiträge: 1113
Registriert: 24 Jul 2003 - 17:59
Logic Version: 5
Wohnort: Konstanz
Kontaktdaten:

Re: Studio One: Pro und Contra

Beitrag von ringi1970 »

Brandywein hat geschrieben:Ein Minus zeigt sich dabei gleich: auch wenn der Sequencer steht bleibt die Auslastung gleich hoch wie beim Abspielen.
Das sehe ich jetzt eher als etwas positives. Das ist bei der 1er Version schon so. Ich weiß also schon im Vorfeld ob der Song noch ruckelfrei abgespielt werden kann oder ob ich irgendwelche Spuren bouncen (in V2 dann endlichen "freezen") muss! :)
"Those in the cheaper seats...please clap your hands, and the rest of you can rattle your jewelry." John Lennon, 1963 (Royal Variety Performance)
Antworten