Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Instrumente/ Instrumentenkunde, Arrangement/Songwriting, Musik Wissenschaft & Geschichte

Moderatoren: hugoderwolf, Mods

Antworten
Benutzeravatar
putte
Stamm User
Beiträge: 3607
Registriert: 25 Feb 2003 - 23:39
Logic Version: 0
Wohnort: stuttgart
Kontaktdaten:

Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Beitrag von putte »

Hellouh. (hallo

Eine Frage, die mich wieder und wieder beschäftigt:
Inwiefern greift das wegfiltern oben- und untenrum auf Einzelspuren auf das dynamische Geschehen eines Stücks ein?

Prinzipiell denke ich mir: Alles, was auf einer Spur frequenziell keine Rolle spielt, kann weg. Unten das Gerumpele, oben unnötiges Gezischel.
So habe ich mir angewöhnt, jede einzelne Spur eines Arrangements zuerst mal zu bereinigen. Mal sind die Filter steiler, mal flacher.

Und doch gehen bei diesem Thema die Meinungen auseinander. Manche Leute sagen, man sollte wirklich nur wenig beschneiden, da sonst die Lebendigkeit flöten gehen kann.
Andere halten es wie ich.

Wie seht und hört ihr das?

Liebe Grüße
putte
Benutzeravatar
MarkDVC
Super Tweaker
Beiträge: 12653
Registriert: 25 Sep 2003 - 10:05
Logic Version: 10
Wohnort: St. Tönis bei Krefeld

Re: Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Beitrag von MarkDVC »

Vorab einen Floskel los werden: Es kommt d'rauf an.

Live verwende ich auf viele Kanäle Hochpasss Filter, bis auf Kick Drum, Bass, manche Keyboard Klänge. Aber Gesang, HH, Gitarren Amps können davon profitieren. Hier geht es aber darum, Signal Bleed zu reduzieren wo die einzelne Mikros jede Menge ungewollte Signale erhalten.

Bei Studio Aufnahmen: Ein Klassiker wäre wohl ungewollte Plosive bei Gesangsaufnahmen. Diese lassen sich evtl. wirksam durch Hochpass Filter entfernen, eleganter kann es u.U. sein, nur die Stellen wo der Plosive auftaucht, durch gezielte Massnahmen zu behandeln - ein Automatisierte Notch oder Bass Cut nur wo das Problem auftaucht. Bei Mehrspur Drums möchte ich evt. die HH von tieferen Frequenzen befreien (eigentlich wie Live). Ich kann dafür ein Mikro nehmen mit Hochpass, oder am Vorverstärker, oder nachträglich beim abmischen einen Hochpass einbauen.
Ein Tiefpass Filter kann z.B. bei Gitarrenverstärker hilfreich sein, es kommt schonmal vor dass irgendwelche Signalanteile oberhalb von z.B. 5 kHz kontrolliert werden muessen.

Wichtig ist es beim einsetzen solche Filter, immer wahrzunehmen ob dadurch irgendwas wichtiges fehlt - Lebendigkeit, Klarheit, Drück, was auch immer. Wenn es schon anzumerken ist dass das gewünschtes Ergebnis dadurch leidet, dann statt "Pauschal" filtern, gezielt mit Automation. Nachdem ich (als grosser Steely Dan Fan) sehr sorgfältig irgendwelche Aufnehmen sauber und mit viele liebe zum Detail vorbereitet habe, habe ich manchmal irgendwelche Kommentare über vermissten "Dreck", "Mojo" oder ähnliches erhalten. Tom Spuren offen lassen oder per Gate, Automation nur für die einzelne Tom Hits hörbar machen wäre ein Beispiel von sowas. Wie gesagt, es kommt d'rauf an was gewollt wird


Gruß

Mark
Mac Studio M1 Ultra 128 GB, 14.4, ULN 8, UF8,UC1,C4|Utr, AMT|MBP 16" i9 64GB OS 13.6, 2882|LPX 10.8.1|Audioease, Waves, PSP, Softube, Relab, Ohm, UAD, Snx, Spitfire, NI, SToys, SpSonics, U-he, FbFilt, iZotope, Mldyne, Nuendo, W'lab
Benutzeravatar
Stephan S
Super Tweaker
Beiträge: 14593
Registriert: 20 Okt 2005 - 16:43
Logic Version: 10
Wohnort: Märkische Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Beitrag von Stephan S »

Ich bin großer Fan von Filtern und Mixbus verführt natürlich auch sie zu nutzen weil sie onehin da sind. Und ja, sie verändern die Dynamik, und zwar meistens im gewünschten Sinn. Einen Kompressor kümmert es wenig ob ein Signalsprektrum musikalisch sinnvoll ist, deswegen möchte ich das vor ihm schon entschieden haben.
putte hat geschrieben: 19 Apr 2021 - 10:55 ...oben unnötiges Gezischel...Manche Leute sagen, man sollte wirklich nur wenig beschneiden, da sonst die Lebendigkeit flöten gehen kann.
Da muss natürlich auf die Obertöne geachtet werden, generell halte ich den HiCut für kritischer.
Benutzeravatar
reiztrigger
Mega User
Beiträge: 5191
Registriert: 17 Nov 2004 - 13:59
Logic Version: 10
Wohnort: ZuReich
Kontaktdaten:

Re: Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Beitrag von reiztrigger »

und so zwischendurch noch schnell ein ganz anderer gedanke:

bei medien- bzw "gebrauchsmusik" (übelstes wort ever…) macht man ja als composer -wenn's nicht high-end produktionen sind-
den mix meist selbst. so auch hier.
aber für "songs" leiste ich mir meist den luxus, in's studio zu gehen.
es ist so eine freude, mit einem profi/kollegen im gediegenen studio zu mischen und ihm die details der frequenzkontrolle zu überlassen.
das ist erleichterung/sozialer event/erlebnis und qualitätsvorteil in einem.

absolut zu empfehlen!
Benutzeravatar
teloy
Mega User
Beiträge: 5611
Registriert: 08 Jan 2007 - 13:26
Logic Version: 0
Wohnort: berlin
Kontaktdaten:

Re: Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Beitrag von teloy »

....aufgeräumt werden muss immer..mal mehr, mal weniger....

jede spur hat ihre eigenen essentials und ebenso auch left overs....und was ich erst in den letzten jahren erkannt habe...vieles kann weg, ja...aber mit nem eq kann man ja nicht nur weg und rausdrehen...man kann ja auch betonen....ach nee....was ne erkenntnis....aber man lernt ja nie aus....und die einfachsten sachen sind oft die, die einem als letztes klar werden....und klar werden ist und bleibt nunmal oberstes gebot....nech....
...SHARE MUSIC FROM HAND TO HAND AND EAR TO EAR...
....coincidence is code.....RAW RUMBLE CODE.
Geheimagent
Stamm User
Beiträge: 4370
Registriert: 27 Apr 2005 - 10:31
Logic Version: 14

Re: Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Beitrag von Geheimagent »

Ich habe da auch verschiedenes drüber gehört. Am überzeugensten fand ich vor ca. 20Jahren Tischmeiers Aussage dazu, in jedem Kanalzug ein Lowcut, und dann ist damit der Mix aufgeräumter. Und das konnte ich so nachvollziehen.
Sicherlich gibt es auch Leute, die mit Phasenvereschiebung und sonst was nicht alles argumentieren.
Ich entscheide da mit dem Ohr, und da gewinnt fast immer der Lowcut.
Das ganze wäre wohl am besten als Guideline zu verstehen, als als Wissenschaft.
Benutzeravatar
alexander
Hardcore User
Beiträge: 7526
Registriert: 12 Jan 2004 - 0:07
Logic Version: 10
Wohnort: Wien

Re: Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Beitrag von alexander »

also wenn man was richtig laut machen will geht eigentlich nur ein lowcut und zwar so ziemlich über alles, sonst brauchen die bässe zuviel energie und die lautheit wird nie so wie man es will. also wenn was klingen soll wie lady gaga oder so. und dann noch ordentlich clippen.

ich denke alles unter 38hz kann weg, das braucht man idr. nicht.

hicut setze ich eher als effekt ein, weil ich mir auf signalen die fullrange rüberkommen sollen nicht die obertöne wegsägen will. das ist dann eher so ein dj effekt. oder die hihat ist zu scharf, da hilft er u.u. auch. also eher track-selektiv.
MacStudio M1max/32GB, Logic Pro X, RD-150, AN1x, RME Fireface 802, Apogee AD-16X, Sebatron VMP4000, Millennia HV-3D/8, Focusrite ISA One, Yamaha NS-10m, Genelec 1031a, JBL-5.1-Abhöre, Charter Oak SA538B, TLM103, C414
Benutzeravatar
MarkDVC
Super Tweaker
Beiträge: 12653
Registriert: 25 Sep 2003 - 10:05
Logic Version: 10
Wohnort: St. Tönis bei Krefeld

Re: Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Beitrag von MarkDVC »

Stephan S hat geschrieben: 19 Apr 2021 - 11:45 Da muss natürlich auf die Obertöne geachtet werden, generell halte ich den HiCut für kritischer.
Richtig Stefan, danke - und so betrachtet, mein Kommentar über Tief Pass mit Gitarren Amps sollte eher "High Shelving mit Gitarren Amps" sein, absenken statt entfernen....

Gruß

Mark
Mac Studio M1 Ultra 128 GB, 14.4, ULN 8, UF8,UC1,C4|Utr, AMT|MBP 16" i9 64GB OS 13.6, 2882|LPX 10.8.1|Audioease, Waves, PSP, Softube, Relab, Ohm, UAD, Snx, Spitfire, NI, SToys, SpSonics, U-he, FbFilt, iZotope, Mldyne, Nuendo, W'lab
Benutzeravatar
Stephan S
Super Tweaker
Beiträge: 14593
Registriert: 20 Okt 2005 - 16:43
Logic Version: 10
Wohnort: Märkische Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Beitrag von Stephan S »

Ich entscheide da mit dem Ohr, und da gewinnt fast immer der Lowcut.
Es gibt auch störende Frequenzen die nicht zu hören sind- hatte ich kürzlich, irgendeine runtergebrochene Samplingfrequenz. Da sind HiCuts recht hilfreich.
Und ja, wir sprechen von Einzelspuren.
Geheimagent
Stamm User
Beiträge: 4370
Registriert: 27 Apr 2005 - 10:31
Logic Version: 14

Re: Low- und Hi Pass und Dynamik der Musik

Beitrag von Geheimagent »

Stephan S hat geschrieben: 19 Apr 2021 - 17:35
Ich entscheide da mit dem Ohr, und da gewinnt fast immer der Lowcut.
Es gibt auch störende Frequenzen die nicht zu hören sind- hatte ich kürzlich, irgendeine runtergebrochene Samplingfrequenz. Da sind HiCuts recht hilfreich.
Und ja, wir sprechen von Einzelspuren.
Ich meinte auch damit, ich schneide was weg, und es hört sich besser an, oder zumindest nicht schlechter, und immer im Zusammenhang. bzw. etwas anders klingt dann plötzlich besser. - Es waren auch von mir Einzelspuren angesprochen, die ich im Zusammenhang kontrolliere. Nicht ein EQ auf dem Master.
Antworten