Stereosysteme "errechnen" ...:-) @alexander

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Hendrik
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Stereosysteme "errechnen" ...:-) @alexander

Beitrag von Hendrik »

Hallo,
ich wurde gebeten, etwas über theoretischen & praktischen Zusammenhänge bei der Stereo Mikrofonie zu schreiben.
All das geschriebene gilt nur für ein Stereo HAUPTSystem, also nicht für eine direkt aufnahme eines Instrumentes.....

Dies ist ein sehr komplexes Thema. Also, wenn ich etwas auslasse, oder verwirrend schreibe, meckert einfach. Ich werde das dann berichtigen. Ich versuche es verständlich zu schreiben, welches leider vielleicht bedingt, dass es an der ein oder anderen Stelle einen Physikalischen Test eines Professors nicht standhält :-), aber ich will ja, dass es jeder versteht. Dann muß man leider manchmal ein paar Zusammenhänge vereinfachen.... Nun gut. Dann schreibe ich mal los:

Zuerst muß man sich einmal klar machen, warum man überhaupt Stereo hört. „Weil wir 2 Ohren haben“ sagt man sich; das stimmt aber so einfach nicht. Ist zwar eine Bedingung, aber nicht der Grund.

Es geht darum verschiedene Schallquellen zwischen den beiden Boxen verteilen zu können. Da gibt es ja die beiden einfachsten Möglichkeiten: Nur links & nur rechts.
Gut, aber was machen wir, wenn wir es in der Mitte hören wollen?
Klar, Panoramaregler in der Mitte und gut. Aber warum ist es dann in der Mitte? Da steht ja keine Box?
Klar, es kommt aus beiden Boxen das selbe Signal, also hören wir es in der Mitte. Sowas nennt man dann Phantomschallquelle, da sie ja nicht real ist. Es kommt nichts wirklich physikaliscch aus der Mitte, sondern unser Hirn sagt uns das.

Von diesen Phantomschallquellen gibt es viele. Halb links, 3/4 links, fast ganz rechts etc...:-) Sie werden in % ausgedrückt, also 100% = Rechts / -100% = Links / 50% = halb rechts etc....

Aber wie hören wir Dinge „halb links“? Wie macht das unser Gehirn?

Es gibt 2 Grundlegend verschiedene Arten des „Richtungshören“.

1. Die Pegeldifferenz oder auch Intensitäts-Stereofonie genannt.

Einfach ausgedrückt, wenn auf der einen Seite das selbe Signal etwas lauter ist, hören wir es eher dort.
Bei emphirischen Versuchen wurde herausgefunden, das man für eine 100%ige Ausrichtung des Signals eine Pegeldifferenz von 18dB braucht. Also, wenn man das Signal nur von Rechts hören will, muß der Rechte Kanal 18dB lauter sein, als der Linke. Mehr nicht. Man muß nicht nur die rechte Box mit dem Signal füttern, es reicht ein Unterschied von 18 dB!
Um nun die Phantomschallquellen frei zu positionieren, wurden wieder emphirische Versuche gestartet und heraus kam vollgendes:

0% (Mitte) = 0,0dB Unterschied
25% (1/4 Links bzw. rechts) = 3,0dB Unterschied
50% (1/2 Links bzw. rechts) = 6,5dB Unterschied
75% (3/4 Links bzw. rechts) = 11,0dB Unterschied
100% (4/4 Links bzw. rechts) =18,0dB Unterschied

Soweit klar?

2. Die Laufzeit-Stereofonie

Mal wieder einfach ausgedrückt, wenn auf der einen Seite das Signal eher da ist hören wir es dort.
Wieder wurden bei emphirischen Versuchen herausgefunden, das man für eine 100%ige Ausrichtung des Signals einen Lauftzeitunterschied von 1,5 ms braucht. Also wenn das selbe Signal mit dem selben Pegel (Wichtig!) z.B. auf der Linken Seite 1,5 ms eher ankommt als auf der rechten, hören wir es voll von links.
Probiert das mal aus. Dieser Wert schwangt ein wenig, da wir bei tiefen Frequenzen eine Differenz von 2 ms brauchen und bei hohen Frequenzen bzw Percussiven Instrumenten schon bei 1 ms eine volle Richtung hören. Deshalb ist es auch nicht so eindeutig bei einzel Signalen, aber im Verbund einer ganzen Mischung, kann auch ganz ohne Panorama Regler ein Stereobild basteln, indem man nur mit Delays arbeitet.

Um nun wieder die Phantomschallquellen frei zu positionieren, wurden mal wieder emphirische Versuche gestartet und heraus kam vollgendes:

0% (Mitte) = 0,00ms Unterschied
25% (1/4 Links bzw. rechts) = 0,23ms Unterschied
50% (1/2 Links bzw. rechts) = 0,48ms Unterschied
75% (3/4 Links bzw. rechts) = 0,81ms Unterschied
100% (4/4 Links bzw. rechts) = 1,50ms Unterschied


Auch klar soweit?


Was hat das nun alles mit Mikrofonen und unserer Aufnahme zu tun?

Das Problem ist doch, dass wenn wir z.B. ein Orchester mit einem stereosystem Aufnehmen nicht mehr die einzelenen Instrumente frei Positionieren können. Wir haben nicht wie in Logic alle Instrumente auf unterschiedlichen Kanälen und können uns beim Mixen das so zurecht schrauben, wie wir es wollen.
Wir müssen bei der Wahl und Positionierung des Hauptsystems alles bedenken.
Alle Instrumente die ganz links sitzen sollen auch auf der Aufnahme ganz links zu hören sein. Alle die in der rechts sind, eben auch dort. Und alle die zwischen den beiden „extremen“ sitzen sollen später auf der Aufnahme auch ganz genau an dieser Position wieder zu finden sein. Also unsere Phantomschallquellen sollen genau die Position der realen Instrumente wiederspiegeln.

Um das zu erreichen, müssen wir uns folgendes klarmachen:

Es gibt 2 wesentliche Zusammenhänge, die übereinstimmen müssen:

1. Der Ausdehnungsbereich des Orchesters und
2. Der Aufnahmebereich des Stereo Mikrofonsystems.

Nur wenn diese beiden Faktoren übereinstimmen, wird unsere Aufnahme gelingen.

Zuerst der Ausdehnungsbereich (2Q´max) des Klangkörpers:

Der Ausdehnungsbereich des Klangkörpers wie z.B. eines Orchesters ist abhängig von der Position des Stereomikrofonsystems. Wo nun das Mikro am besten steht, muß man hören. Das liegt am Raum, am Programm, an Deinen Wünschen etc... Da gibt es keine Kochrezepte.
Haben wir nun die Position gefunden, sagen wir mal 2 Meter vor dem Orchester können wir den Ausdehnungsbereich errechen.
Wir müssen nun die Breite des Orchesters ausmessen. Also sagen wir mal es ist 8 Meter breit. Einfach vorne entlang gemessen vom letzten Spieler an der linken Seite bis zum letzten Spieler an der rechten Seite.

Somit haben wir einen Abstand von 2 Metern (d) und eine Breite von 8 Meter (e)

Nun brauchen wir noch den Schalleinfallswinkel von der Mitte bis zum Rand des Orchesters. Den errechnen wir jetzt nach einer simplen Formel (kennt ihr aus der Schule. Rechtwinkliges Dreieck und so, ne?...:-)):

tanQ´max = (e/2) / d

Also der Tangens von der Hälfte der Breite (also 8Meter /2 = 4Meter) durch unseren Abstand 2 Meter:

tanQ´max = (8/2) / 2

Also tan 2 ist gleich na? Schnell Taschenrechner und die „Invert“ Taste nicht vergessen, ja? Sagts schon! Genau:

Q´max = 63,43... Grad.

Somit ist unser Ausdehnungsbereich 2*Q´max also 2 * 63,5 Grad = 127 Grad!

Puh. Geschafft. Nachvollziehbar? Sonst fragt einfach.

Jetzt kommt der schwierige Teil :-)

Wie bestimmen wir nun den Aufnahmebereich unseres Mikrofonsystems? Und warum überhaupt?

Wenn ihr oben alles gelesen habt, wisst ihr, dass wir später nichts mehr verändern können, also müssen wir darauf achten, dass jedes Instrument seinen richtigen Platz im Stereobild bekommt. Dazu ist es notwendig den Aufnahmebereich des Mikrofonsystems zu wissen.

Nun müssen wir ersteinmal klären, welches system wir eigentlich benutzen wollen.

Eins, dass nach dem Prinzip der Pegeldifferenz arbeitet, oder eines, dass nach dem Prinzip des Laufzeitunterschiedes funktioniert, oder vielleicht beides?
Dann schauen wir uns doch mal die einzelnen Systeme an:

1. Pegeldifferenz:
Hierzu zählt das bekannte XY System. Es besteht aus 2 Nieren Mikrofonen die in einem bestimmten Winkel zu einander angeordnet sind, wobei der Kapselabstand gleich Null ist. Also z.B. das bekannte Røde NT4 (warum das ein unbrauchbares Mikro ist, seht ihr später).

Vorteil: Das Klangbild ist sauber, oft hell oder brilliant. Die Lokalisation der Phantomschallquellen ist bei richtiger Winkeleinstellung sehr gut, neigt aber meist zu einer Betonung der Mitte.

Nachteil: Die räumliche Tiefe (also die instrumente die nicht ganz vorne sitzen sondern gestaffelt weiter hinten) ist meistens wenig ausgeprägt.

Also eher geeignet für kleine ensembles oder z.B. Overheads etc.... Also alles, was nicht gerade sehr tief ist.

2. Laufzeitdifferenz:

Hierzu zählt das AB System. Es besteht meist aus 2 Kugel Mikros , die parallel (Wichtig!) angeordnet werden allerdings mit einem bestimmten Kapselabstand. Nieren gehen auch, haben aber eine schlechtere Tiefen Wiedergabe und weniger Raumklang. Ist aber manchmal auch ganz gut, wenn z.B. der Raum scheiße klingt oder zuviel Schmutz auf den Aufnahmen geraten könnte(Publikum, andere Instrumente, wenn man ein Hauptsystem nur für den hinteren Chor benutzt etc.).

Vorteil: Voluminöses Klangbild. Gute Tiefenwiedergabe bei Verwendung von Kugeln. Sehr gute Räumlichkeit! Man kann regelrecht hören, dass das Orchester 5 Meter tief ist.

Nachteil: Die Lokalisation der Phantomschallquellen ist eher verwaschen.

Also eher geeignet für Große teif gestaffelte Klangkörper wie z.b. Orchester, oder aber bei gewünschten voluminösen Raumeindruck wie z.B. bei Overheads.

3. Pegeldifferenz und Laufzeitdifferenz die s.g. Äquivalenzstereofonie:

Hierzu zählt als bekanntestes System z.B. ORTF. Es besteht meist aus 2 Nieren (können auch Supernieren sein, aber keine Kugeln!) die in einem bestimmten Kapselwinkel und Abstand von einander angeordnet sind.

Vorteil: Es kombiniert die Vorteile der oben genannten Systeme und vermindert somit die Nachteile. Deshalb gilt es auch als „das geht irgendwie immer“ System.
„Profis“ werden es aber genauso geziehlt einsetzen wie de beiden oberen, denn man kann ein großes Orchester nur bedingt mit einem ORTF System befriedigend aufnehmen, da die räumliche tiefe einfach zu wichtig ist. Wenn man aber genau in der Mitte was sucht, ist ein Äquivalentsystem genau das richtige.

Nun kennen wir die einzelnen Systeme mit Vor und Nachteilen und wählen eins aus, damit wir genau „unseren“ Klangeindruck erreichen. Nun brauchen wir ja um auf oben zurück zu kommen den Aufnahmebereich des Systems und wissen immer noch nicht genau warum. Ok, wir wollen , dass alle Instrumente später auf unserer Aufnahme den richtigen Platz haben, also müssen wir dafür sorgen, dass:
1. Bei verwendung eines XY Systems das Instrument, dass ganz rechts sitzt genau 18dB lauter ist im rechten Mikrofon als im linken? Klar?
2. Bei Verwendung eines AB Systems das Instrument, dass ganz rechts sitzt genau 1,5ms früher am rechten Mikro aufgenommen wird als im Linken, klar?
3. Bei Verwendung eines ORTF Systems das Instrument, dass ganz rechts sitzt genau aus einer bestimmten Kombination aus früher ankommen und lauter sein im Rechten Mikro aufgenommen wird als im linken.

Dazu gibt es jetzt wieder Formeln.

Wir müssen nun also dafür sorgen, dass der Aufnahmebereich unseres Mikrofonsystems genau dem (von unserem oben errechneten ) Ausdehnungsbereich des Orchesters von 2 mal 63,5 Grad bzw. 127 Grad entspricht. Denn diese beiden Werte müssen sich decken!

Also: Wenn Aufnahmebereich = Ausdehnungsbereich, dann ist das Instrument an der richtigen Stelle.

Zuerst bei einem XY System:

Bei einem XY System müssen wir dafür sorgen, das ganz rechts sitzende Instrument im rechten Mikro 18dB lauter ist als im linken Mikro.
Dazu müssen wir anhand unseres bekannten Ausdehnungswinkel von 127 Grad der ja gleich dem Aufnahmebereich sein soll errechnen, wie groß der Winkel zwischen den Kapseln sein muß, um den genau das zu erreichen.
Das ist gerade bei einem XY System kompliziert. Ich erklär das mal kurz, aber liefer Euch dann weiter unten auch ein paar gerechnete Werte, damit geht’s einfacher, denn die Formel ist kompliziert. Also falls nicht interessant, springt nach unten zu der Liste. Wir brauchen:

L = Pegeldifferenz also 18dB

Q = Schalleinfallswinkel von der Mikrofonsystemmitte 0° aus. (Bei uns also 63,5 Grad)

alpha = Achsenwinkel = Gesamtwinkel zw. den Mikrofonachsen.

Q´max = Aufnahmewinkel von der Mitte aus bei L = 18 dB für
100 % Hörereignisrichtung auf der Lautsprecherbasis. Wirksamer
Aufnahmebereich = 2 x Aufnahmewinkel Q´max bei L = 18 dB

A = Kugelkomponente der Richtcharakteristik (Druck) Bei einer Niere, wie sie meistens verwendet wird ist dieser Wert 0,5

B = Achterkomponente der Richtcharakteristik (Gradient) Bei einer Niere: 0,5

Nun die Formel:

L (Pegeldifferenz) in dB = 20 * log X/Y

X = A + B . cos (alpha/2 + Q)
Y = A + B . cos (alpha/2 – Q)

Jetzt einfach nur nach Q auflösen und ihr habts. Ok Ok. Hier die errechneten Werte:

XY-Niere/Niere:

Achswinkel der Kapseln: ± 40° = 80° Aufnahmebereich: ± 105° = 210°
Achswinkel der Kapseln: ± 45° = 90° Aufnahmebereich: ± 98° = 196°
Achswinkel der Kapseln: ± 50° = 100° Aufnahmebereich: ± 91° = 182°
Achswinkel der Kapseln: ± 55° = 110° Aufnahmebereich: ± 85° = 170°
Achswinkel der Kapseln: ± 60° = 120° Aufnahmebereich: ± 79° = 158°
Achswinkel der Kapseln: ± 65° = 130° Aufnahmebereich: ± 74° = 148°
Achswinkel der Kapseln: ± 70° = 140° Aufnahmebereich: ± 69° = 138°
Achswinkel der Kapseln: ± 90° = 180° Aufnahmebereich: ± 51° = 102°

Daran können wir nun erkennen, dass wir für unsere oben beschriebenes Beispiel einen Achswinkel zwischen ±70 & ±90 Grad brauchen, damit der Aufnahmebereich mit dem ausdehnungswinkel von 63,5 Grad übereinstimmt.

Daran können wir auch schon erkennen, dass für diese Aufnahme ein XY System nicht wirklich in Frage kommt, denn umso weiter man bei einer Niere seitlich einspricht, umso unsauberer wird der Ferquenzgang. Schaut man sich jetzt mal an, dass die Mikros praktisch einmal direkt nach links und einmal nach rechts zeigen (bei fast ±90Grad) kann die Aufnahme nicht gelingen.
Schön zu sehen ist auch, dass der Aufnahmebereich kleiner wird, wenn der Achswinkel größer wird. Man kann also nicht einfach den Achswinkel vergrößern, wenn man einen größeren Aufnahmebereich braucht.

So nun wirds ein wenig einfacher.

Kommen wir zum AB System.

Dort müssen wir also dafür sorgen, dass das ganz rechts sitzende Instrument 1,5 ms früher im rechten Mikrofon ist, als im linken. Die Formel ist einfach:
Wir brauchen:

Q = Schalleinfallswinkel von der Mikrofonsystemmitte 0° aus. (Bei unserem Beispiel 127 Grad)

a = Mikrofonbasis (Abstand der Mikrofone voneinander).

Qmax = Aufnahmewinkel von der Mitte aus (Bei unserem Beispiel 63,5 Grad)

t (Laufzeitunterschied) = 1,5 ms für 100 % Hörereignisrichtung auf der Lautsprecherbasis.

C (schallgeschwindigkeit) = in Luft bei 20 Grad (Temperatur) 343 m/s

Hier nun die Formel:

a = (t * c) / sinQ

Also ist der Abstand der Kapseln 0,0015 * 343 / sin 63,5

Und das ist? Na? Rechne rechne....0,5749.... Meter.
Also stellen wir unser AB System mit einem Kapselabstand von 57 cm auf.

Verstanden?

Normalerweise nimmt man in der Praxis nur 2/3 von dem errechneten wert als Mikroabstand, denn die Phantomschallquellen sind bei einem AB System nicht ganz linear. Mit einem Abstand von 2/3 hat man zwar nicht die volle Stereobasis, aber man hat die Instrumente linear verteilt.

So den dritten Punkt mit dem ORTF System bzw. allgemein mit einer Kombination aus Laufzeit und Pegeldifferenz ist so dermaßen kompliziert, dass ich es mir spare und Euch nur die Werte für das ORTF System liefer, damit Ihr in etwa Euren Aufnahmebereich dem Ausdehnungsbereich anpassen könnt:

ORTF: 17 cm Kapselabstand (Nieren) &110° Achswinkel der Kapseln hat einen Aufnahmebereich von ± 48° = 96°



So zu guter letzt. Was mach ich mit dem scheiß?

Ihr solltet einfach nur in Zukunft darauf achten, das der Aufnahmebereich Eures Stereo Mikrofonsystems in etwa mit dem Ausdehnungsbereich Eures Klangkörpers übereinstimmt.

Wenn Ihr Euch die Formel zur Errechnung des Ausdehnungsvereichs anschaut, könnt Ihr auch einfach ein ORTF system bauen, weil das irgendwie für alle Aufnahme Bereiche ganz gut ist, errechnet den Abstand, da Ihr ja den Aufnahmebereich kennt und Ihr wißt dann genau, wo Ihr es am besten plaziert.

Das ist wirklich einfach.

Also wir wissen nun das tanQ´max = (e/2) / d

Nun lösen wir die Formel mal kurz nach d auf, also zu unserem Abstand des Mikrosystems zum Orchester:

(e/2)/ tanQ´max = d

tanQ´max ist ja nun von unserem ORTF System vorgegeben da ja der Aufnahmebereich und der Ausdehnungsbereich übereinstimmen soll.
Also tanQ´max = 48°

Also müssen wir, wenn wir mit einem ORTF System aufnehmen einen Abstand von:

4 Meter (8 Meter Breite durch 2 , ne?..:-)) geteilt durch den tangens von 48 Grad gleich: 3,60 Meter.

Also stellen wir unser ORTF System genau 3 meter 60 von unserem Orchester entfernt auf! Fertig.

Das wars jetzt erstmal mal. Ich hoffe es war verständlich.
Sonst fragt!
Zuletzt geändert von Hendrik am 13 Okt 2004 - 22:43, insgesamt 1-mal geändert.
Lieben Gruß

Hendrik
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alexander
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Beitrag von alexander »

danke soweit mal hendrik!

was ich mir noch wuenschen wuerde ist eine herleitung der formeln, also mehr als nur "wir haben da diese variablen" und "so schaut die formel zusammengesetzt aus". ich werd' da noch etwas drueber brueten, vielleicht faellt mir selber noch was ein, aber ganz blick ich noch nicht durch...

lg,
alex.
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PacoCasanovas

Beitrag von PacoCasanovas »

Vielen vielen dank Hendrik :D

ich rechne mir jetzt mal ein praxis beispiel durch....(mein Trio) mittels Idensitäts-stereophonie-Mikrophonierung (XY) und auch der laufzeitstereophonie (AB).....wenn Fragen auftauchen melde ich mich, hey vielen Dank du hilfst mir enorm alten Stoff aufzufrischen und zu ergänzen...Danke!!! :D (zum Reparieren brauch ich die ganze Theorie eigendlich weniger, bei Modifikationen allerdings...da kommt es dann....Blindkapazitäten, Scheinwiderstände etc.... errechnen von Filterschaltungen... :wink: )

Das probier ich nun mal aus....*taschenrechner-hervor-grübel*

8)

Lieber Gruss
Paco
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weissesenatoren
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Beitrag von weissesenatoren »

es heißt "empirisch" und nicht "emphirisch" :-)
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moe66
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Beitrag von moe66 »

toller beitrag, herzlichen Dank für die Arbeit! Könnte man da nicht ein workshop-forum einrichten wo das alles ein wenig gesammelt wird??!?
gruss
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D-Liner 2000
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Beitrag von D-Liner 2000 »

würde ich auch sehr begrüßen
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Fruit Lova
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Beitrag von Fruit Lova »

jajaja... wörkschopp-forum...

...will auch...!!!
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KellerKnabe
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Re: Stereosysteme "errechnen" ...:-) @alexander

Beitrag von KellerKnabe »

Hendrik hat geschrieben:Das wars jetzt erstmal mal. Ich hoffe es war verständlich.
Sonst fragt!
Hallo Hendrik,

vielen Dank für Deine Mühe und die sehr ausführliche Beschreibung.

Hast Du zu Deinen Beispielen nicht zufällig Skizzen angefertigt, die Du evtl. in ein pdf File anfügen kannst ? Wäre dann wohl einfacher das Beispiel nachvollziehen zu können.

Aber ist auch so schon sehr interessant.
Vielen Dank nochmals :hm_big_smile:

Gruß ausm Keller
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alexander
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Beitrag von alexander »

fuer skizzen check das mal aus:

http://www.hauptmikrofon.de/ima2-folder ... tant2.html

wenn du auf "animation" drueckst, links oben, kriegst du eine schematische skizze des systems...

hth,
lg,
alex.
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Hendrik
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Beitrag von Hendrik »

alexander hat geschrieben:was ich mir noch wuenschen wuerde ist eine herleitung der formeln, also mehr als nur "wir haben da diese variablen" und "so schaut die formel zusammengesetzt aus"
Wenn Du Dir z.b. die Formel zur Berechnung von der AB Basis anschaust, ist sie doch sehr logisch. Stell Dir das AB System als Dreieck vor und die "Spitze" ist die Schallquelle. Es geht ja darum, dass eine Schallquelle die ganz außen sitzt, 1,5 ms später im linken Mikro ankommt. Nun bewegt sich der schall 343 Meter in einer Sekunde. Wir brauchen aber den Weg in 1,5 ms. Also 1,5 ms mal 343 M/S. So nun haben wir ja auch den Winkel, der zu der äußersten Schallquelle "führt". Wenn wir jetzt wieder zu unsererm Dreieck aus "A Mikro / B Mikro / äußerster Schallquelle" zurückkommen, können wir aus der Strecke vom Mikro zur Schallquelle und unserem Winkel die Strecke AB ausrechnen. Daher leitet sich die Formel....:-)


alexander hat geschrieben:ich hab ihn gebeten.

hendrik: hast du noch einen literaturhinweis wo die rechnerei aufgeschluesselt ist incl. ortf berechnungen und vielleicht auch noch systeme mit drei und mehr mikros...? thnx...
Also eine wirkliche Fundgrube zu den theoretischen Parts meines Textes ist wie auch schon im anderen Posting gesagt die Seite von Eberhard Sengpiel unter http://www.sengpielaudio.com

Im Prinzip ist die ORTF berechnung nicht schwierig. Es wird praktisch ein prozentualer Anteil der Pegeldifferenz und der Laufzeitdifferenz mit einander kombiniert um den Eindruck links bzw. rechts zu bekommen. Das findest Du aber auch bei Eberhard Sengpiel....

Dort sind auch ein paar der angefragten Skizzen zu finden....


weissesenatoren hat geschrieben:es heißt "empirisch" und nicht "emphirisch" :-)
ich entschuldige mich bei Dir für meine "empirische" Sprache ...:-)...
Lieben Gruß

Hendrik
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fllorian
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Beitrag von fllorian »

Cooler Beitrag!
Hochachtung für die Mühe.
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suomynona
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Beitrag von suomynona »

klasse informationen.
zu 1. und 2. :
was hört man, wenn das linke signal 18 db lauter ist und 1, 5 ms später kommt?
•••• •••• • •••• ••••
Hendrik
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Beitrag von Hendrik »

suomynona hat geschrieben:klasse informationen.
zu 1. und 2. :
was hört man, wenn das linke signal 18 db lauter ist und 1, 5 ms später kommt?
Das ist eine gute (Fang-)Frage....:-)

Du wirst es nicht aus der Mitte hören, wie Du vielleicht denkst.


Der Grund ist folgender:

Bei der Äquivalenzstereofonie, das wäre ja die Kombination aus ? t (Laufzeit) & ? L (Pegeldifferenz), nutzt man nur gleichsinnige Signale. Deshalb nennt man dieses Verfahren auch Äquvalenz (Gleichwertigkeit).
Also nur wenn die beiden unterschiedlichen "Richtungshörarten" gleichsinnig sind (also "früher = lauter" & "später = leiser") haben wir eindeutige & klare Merkmale für unsere Ohren.
Dies erreichen wir praktisch, indem wir die Mikros mit einem gewissen Abstand nach "AUßEN" drehen.

Das von Dir beschriebene nennt man "Trading". Also wenn ? t & ? L
gegensinnig arbeiten. Du versuchst also ? t mit ? L zu kompensieren.
also "früher = leiser" & "später = lauter". Das ist widersprüchlich.
Es ergeben sich daraus mehrdeutige & verwirrende Anhaltspunkte für die Ohren, wodurch die Lokalisation unklar wird.
Praktisch könnte man dies erreichen, wenn man die beiden Kapseln mir einem gewissen Abstand nach INNEN dreht. Das ist aber für die Stereoaufnahme unbrauchbar. Also, Trading ist scheiße...:-)
Lieben Gruß

Hendrik
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metalfish
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Beitrag von metalfish »

Ui... eben gesehen und gelesen (!!) Respekt, Hendrik, ganz dickes Dankeschön daß du dir die Mühe gemacht hast! Ich hab das schon zigmal gelesen und gehört teilweise (die Formelsache nicht so detailiert!), aber da ist viel wieder vergessen gewesen. Und dann hab ich doch im Endeffekt viel einfach probiert. Danke jedenfalls, sehr genial!
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Man kann einen Barbier als einen definieren, der all jene und nur jene rasiert, die sich nicht selbst rasieren.
Die Frage ist: Rasiert der Barbier sich selbst?
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