JonnySun hat geschrieben:Fühle mich nicht wirklich gut vorbereitet.
Dann bereite ich sie mal vor, lieber Herr Sun.
Wichtige Merkmale eines hochwertigen Studiomonitors (bei einem Abstand von 1m gemessen):
1. Der Amplitudenfrequenzgang sollte zwischen 40Hz und 16kHz nicht mehr als 4 dB vom Ideal abweichen und beim vertikalem Winkel von +- 10 Grad (von der Hörachse gemessen) nicht mehr als 3 dB von der 0 Achse. Bei horizontalen +-30 Grad nicht mer als 1 dB.
2. Die Differenz zwischen den beiden Boxen sollte zwischen 250Hz und 2 Khz nicht mehr als 0,5 dB betragen
3. Das Bündelungsmaß sollte möglichst über den gesamten Frequenzgang bei 8dB (+-2dB) liegen.
4. Die Klirrdämpfung (bei SPL=96dB) sollte unter 100Hz bei -30dB und über 100 Hz bei -40dB liegen.
5. Die Abklingzeit (d.h. die Zeit in der ein Signal auf 0,37 des Ausgangspegel sinkt) sollte kleiner als 5/f (f in Hz) sein. Besser wäre 2,5/f.
6. Die zeitverzögerung zwischen den beiden Boxen sollte nicht mehr als 10 microsec. betragen.
7. Der effektive maximal Pegel sollte größer als 112 dB sein, wobei der effektive Geräuschpegel unter 10dBA liegen sollte.
So viel zur Theorie. Nun zur Praxis. Was bedeuten diese ganzen Zahlen?
Nicht wahr Herr Sun? Nicht so einfach.... Probieren wir es mal....
zu 1.: Das sagt uns nichts anderes, als dass die Lautsprecher einen möglichst linearen Frequenzgang haben sollten. Und zwar mit einer Abweichung von höchstens 4 dB. Gerne auch weniger... Und, dass der Lautsprecher bei anderen Abhörwinkeln nicht zu sehr von seinem 0 Grad (Hörachse) Frequenzgang abweicht.
So machen SIE es Herr Sun:
Dazu schaust Du dir das Messprotkoll deiner Probanten an und vergleichst...
zu 2.: Auch klar, oder? Wenn die beiden Boxen unterschiedliche Frequenzgänge hätten, hätten wir ein verfälschtes Klangbild. Die Vorderung "zwischen 250Hz und 2 Khz nicht mehr als 0,5 dB" heißt nicht, dass die Box darüber und darunter ruhig mehr abweichen darf, sondern nur, das unser Gehör in diesem Bereich besonders empfindlich auf diese Unterschiede regieren würde.
So machen SIE es Herr Sun:
Um das nun herauszufinden vergleichst du die beiden Messprotokolle.
zu 3.: Nun wirds vielleicht kompliziert. Das Bündelungsmaß beschreibt den Richtcharakter der Box. So wie es bei einem Mikrofon z.B. eine "Niere" gibt, gibt es sie bei den Lautsprechern auch. Das Bündelungsmaß beschreibt die Abweichung in dB zum Kugelstrahler.
Wofür aber brauchen wir das in der Praxis?
Es ist im Grunde ganz einfach. Es ist wie mit einem Lichtkegel einer Taschenlampe. Wollen wir ein nah an der Taschenlampe stehendes Objekt ausleuchten und zwar NUR dieses Objekt müssen wir den Kegel weit stellen aber nicht zu weit. Stehen wir mit unserer Taschenlampe weit vom Objekt weg, müssen wir den kegel enger stellen um eben genau und nur dieses Objekt auszuleuchten.
Genauso ist es auch mit dem Bündelungsmaß. Haben wir einen Nahfeldmonitor, sollte er eher weniger Bündeln, da wir sonst nur einen sehr kleinen nutzbaren Bereich hätten und uns mit unserem Kopf bei der kleinsten Bewegung davon entfernen würden.
Haben wir aber eine Hauptabhöre mit einem Abstand von z.B. 4 Metern, sollte der Lautsprecher schon mehr Bündeln, da wir sonst viel zu viele Reflexionen bekommen und mehr von den angrenzenden Wänden kommt, als vom Lautsprecher.
Daher muss man das Bündelungsmaß immer im Zusammenhang mit dem jeweiligen Aufstellungsort sehen. Wichtig hierbei ist auch die Aufstellung, ob Freifeld oder Diffusfeld....
Deshalb sollte man seine Boxen IMMER in dem eigenen Studio hören. Im laden bringt das rein gar nichts...
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, dass dieses Bündelungsmaß Frequenzunabhängig sein sollte. Viele Boxen "schnüren" noch oben hin zu, was gerade bei kleinen Abständen sehr lästig werden kann.
So machen SIE es Herr Sun:
Das Bündelungsmaß ist leider sellten angegeben (bei Boxen in der unteren und mittleren Preisklasse) aber ungemein wichtig. Es zu erhören ist fast unmöglich, aber man kann eine Ahnung davon bekommen:
Zum testen nimmst du einen Sinusgenerator und gehst in 500 Hz steps mal durch und bewegst deine Ohren einige 10 cm aus dem Sweetpot nach links /rechts/oben und unten. Passiert da viel ist das Bündelungsmaß groß. Passiert da wenig ist es eher geringer... :-) Natürlich alles abhängig von deinem Aufstellungsort. Ist das Bündelungsmaß viel zu klein, bekommst du schwierigkeiten mit Reflexionen. Ist es zu groß musst du diszipliniert mit deinem Kopf im Swettpot bleiben. Also Probier es aus...
zu 4.: Ganz einfach, der Lautsprecher sollte bei hohen Pegeln keine Verzerrungen produzieren.
So machen SIE es Herr Sun:
Im Messprotokoll nachlesen.
zu 5.: Die Abklingzeit. Ich glaube metalfish hatte das schon geschrieben. es geht im Grunde darum, dass der Lautsprecher nichts verwaschen darf. Um so größer die Abklingzeit um so mehr Informationen gehen verloren und es klingt gerade im Bassbereich schwammig.
So machen SIE es Herr Sun:
Ein m.E. guter Test (da der Wert fast nie bei Boxen angegeben wird) ist eine GUTE Klassikaufnahme zu hören und zu warten bis die Pauken zu einem Wirbel ansetzen. Wenn du bei dem Wirbel jeden Anschlag gut hörst, ist die Abklingzeit ok. Hörst du nur die hohen Attacks und unten wummert es nur, ist sie schlecht. NeuDeutsch wird das ganze auch gerne Impulsverhalten genannt...
zu 6.: Sollte eigentlich jede Box erfüllen ...
So machen SIE es Herr Sun:
Ist schwer herauszufinden ohne zu Messen...
zu 7.: Das heist nichts anderes, als dass sie LAUT werden kann! Diese Vorderung beruht in erster Linie auf der Tatsache, dass man mit seinen Lautsprechern in ca. Originallautstärker abhören können sollte. Zwar nur kurzfristig, aber eben machbar sollte es sein.
Wichtig z.B. bei Kinomischungen, aber auch bei Klassik ist es sinnvoll mal das Orchester so laut zu machen, wie es auf der Bühne war...
Generell ist es auch gut ein wenig reserve zu haben.
Der Geräuschpegel sollte natürlich so gering wie möglich sein, aber höchstens 10 dBA in 1m Entferung. Sonst nervt es..
So machen SIE es Herr Sun:
In der Praxis liest Du dir den SPL Wert im Handbuch nach (auf den Wert achten in welcher entfernung gemessen wurde. Bei der o.g. Anforderung geht es um 1m) und hörst der Box für den Geräuschpegel im Leerlauf einige Minuten zu. Nervt es ist das Eigenrauschen zu groß.
So und nun kommt es zu Wesentlichen. Erfüllt deine Box einige oder alle diese Punkte musst du hören, hören, hören. Dann nimmst Du die, die dir am besten gefällt! Dann wird dir auch keien Fehlgriff passieren, sondern du hast eine objektiv gute Box passend zu deinem Geschmack! Gut, oder?
Noch ein Tip: Sortiere im Vorfeld (meinetwegen auch im Musicstore) 4-6 Paar Boxen aus, die Sowohl preislich als auch technisch deiner Vorstellung entsprechen. Dann nimm sie mit nach Hause und stelle sie in dein Studio. Alles andere ist Käse. Nur da müssen sie klingen. Wenn ich die Boxenwände in den Läden schon sehe mit Basisbreiten von1 bis 8 Metern...:-). Wie soll man da etwas beurteilen können.
Wenn dir der Laden keine Probeexemplare mitgeben will (gegen Kaution meinetwegen) dann wechsel den Laden.