Proberaumsimulation

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hanksinclair
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Proberaumsimulation

Beitrag von hanksinclair »

Ich singe zusammen mit einer Freundin in einem Duo, das Playback dazu mixe ich mit Logic.
Die Playbacks erstelle ich in einem kleinen Studio zuhause, während wir unsere Proben in einem Lokal abhalten.

Dabei ergibt sich oft das Problem, dass meine Mixe im Probelokal ganz anders klingen als bei mir zuhause ( was ja auch nicht besonders verwunderlich ist ).

Nun kam mir die Idee, die Akkustik des Proberaums mittels des Logic-eigenen Faltungshalls nachzubilden, also eine Impulsantwort im Proberaum aufzunehmen und mittels PlugIn im Studio nachzubilden.

Ist so etwas möglich und hat schon jemand von euch damit Erfahrung?

Hank
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Ankerbremse
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Re: Proberaumsimulation

Beitrag von Ankerbremse »

Guten Morgen.
Ich habe mal etwas von dem Programm Impulse Response Utility von Apple gelesen. Schau mal in iBooks nach und gib diesen Begriff dort ein. Eventuell ist es genau das, was Du suchst.
Ich selber habe das noch nicht ausprobiert.
Viel Erfolg.
Gruß
Dietmar
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hanksinclair
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Re: Proberaumsimulation

Beitrag von hanksinclair »

Danke für den Tipp!

Hat sonst jemand Erfahrung damit?
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hugoderwolf
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Re: Proberaumsimulation

Beitrag von hugoderwolf »

Naja, machen kann man das natürlich, aber ich glaube nicht, dass das ansatzweise dein Problem löst.

Dein Problem ist, dass deine Mixe nicht gut auf andere Anlagen übersetzen. Das lässt darauf schließen, dass dir a) einfach Erfahrung fehlt und b) deine Abhörsituation zu Hause auch nicht so optimal ist. Wahrscheinlich hörst du die Sachen, die dich in der Kneipe hinterher stören, zu Hause einfach nicht.

Es ist allgemeiner Konsens, dass eine gescheite neutrale Abhöre der wichtigste Erfolgsfaktor ist, wenn man auf anderen Anlagen keine Überraschungen erleben will. Künstlich ein Zielsystem zu simulieren um es dafür zu "optimieren" ist normalerweise nicht von Erfolg gekrönt.

Wenn du die Gegebenheiten in der Kneipe messen und simulieren willst, ist das halt auch nicht trivial. Ein Mikro hört schonmal arg anders als du, wenn du also einfach mit 1-2 Mikros IRs misst wird das vielleicht entfernt an die Kneipe erinnern, aber bestimmt nicht überzeugend klingen. Eigentlich hast du da nur mit 'nem Kunstkopf ansatzweise 'ne Chance. Oder Binauralmics zum ins Ohr stecken. Und dann natürlich zu Hause über Kopfhörer abhören.
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Peter Ostry
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Re: Proberaumsimulation

Beitrag von Peter Ostry »

Einen Versuch wert:

Mach dir ein Duplikat von dem Logic Pojekt. Setz dich damit im Lokal in Ruhe hin und versuche, den Mix so anzupassen, dass er dort so klingt wie du willst. Nicht fitzeln und pitzeln, sondern mutig drehen wie der Chef persönlich. Mach dir auch Notizen von Dingen die dir auffallen, wie wummernder Bass, verschobenes Stereobild etc. Mit dem Mix gehst du nach Hause und vergleichst ihn auf deiner Abhöre mit dem Originalmix. Durch wiederholtes kritisches Hören versuchst du, die Unterschiede zu erkennen und im Originalmix großzügig auszugleichen. Also keine engen Frequenzfilter oder sowas, sondern das Ganze im Ohr behalten.

Deine Abhörsituation und dein Mix-Können so hinzubekommen, dass sich die Sachen auf viele Systeme brauchbar übersetzen, dauert lange. Bis du so weit bist, kann dir die beschriebene Vorgangsweise eine Zwischenlösung bringen. Du lernst zumindest, für dieses Lokal zu mischen. Jetzt hast du schon ein Zielsystem, statt keinem ;-)

Das mit der Impulsantwort kannst du ja trotzdem probieren, als Zusatz. Als alleiniges Mittel reicht das nicht, wie Christian schon sagte.
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hanksinclair
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Re: Proberaumsimulation

Beitrag von hanksinclair »

@hugo:
Besten Dank für die ausführliche Erläuterung.
Dann erspar ich mir wohl den Aufwand mit der Impulse Response.

Ich möchte mein Problem trotzdem noch etwas genauer auf den Punkt bringen:

Es ist hauptsächlich der Bassbereich, der sich in beiden Lokalitäten unterscheidet. Da kommt es dann vor (natürlich besonders bei Songs mit viel Punch), dass ich zu Hause einen sehr ausgewogenen, aber trotzdem kräftigen Sound mixe, der auch auf 2 anderen, kleineren PAs gut klingt, aber im Proberaum hört sich der Bass dann oft flach an.

Ich bin mir der Problematik schon bewusst, mein Hauptfehler wird wohl sein, dass ich zu Hause mit sehr guten HiFi-Boxen arbeite, statt mit Sound-neutralen Monitor-Boxen. Andererseits sind meine Erwartungen an die Wiedergabe im Proberaum dann nicht so hoch, dass ich mir zusätzlich Monitorboxen anschaffen möchte.

Aber vielleicht gibt es einen Weg, der zwar nicht perfekt ist, aber doch den Hauptteil meiner Anforderungen erfüllt (z.B. ein Bass-Referenzsong)?
Zuletzt geändert von hanksinclair am 24 Jun 2017 - 14:03, insgesamt 1-mal geändert.
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hanksinclair
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Re: Proberaumsimulation

Beitrag von hanksinclair »

@Peter:

Ja, danke, das ist ein interessanter Vorschlag, werd ich demnächst ausprobieren!
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hugoderwolf
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Re: Proberaumsimulation

Beitrag von hugoderwolf »

Egal ob auf Hifi-Boxen oder Studiomonitoren, wenn du Probleme mit dem Bass hast, dann liegt das vorrangigst am Raum. Die beiden Räume betonen und verschlucken unterschiedliche Frequenzen. Abgesehen von Peters Titriermethode ist es praktisch unmöglich, einen Mix untenrum auf Linie zu bringen, wenn keine Abhöre vorhanden ist, die sich da halbwegs neutral verhält.

Das ist das was ich oben meinte: wenn die Abhöre den Bassbereich neutral abbildet und der Mix darauf gut ausgewogen klingt, dann wird er auch in schrottigeren Situationen immer noch recht ausgewogen sein. In Abhörsituationen die sehr stark bestimmte Frequenzen über- oder unterbetonen und wenn es darauf ausgewogen klingt, hast du systematisch die unterbetonten im Mix überbetont und die überbetonten im Mix rausgedreht. Auf einem wieder anderen System verdoppelt sich dann sozusagen der Fehler.

Schonmal mit Kopfhörer probiert? Wieder was ganz anderes und sicher gewöhnungsbedürftig, aber immerhin frei von Raummoden!
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Clemens Erwe
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Re: Proberaumsimulation

Beitrag von Clemens Erwe »

hanksinclair hat geschrieben:Es ist hauptsächlich der Bassbereich, der sich in beiden Lokalitäten unterscheidet.
Es ist auch hauptsächlich der Bassbereich, der in vielen Homestudios akustisch (große) Probleme bereitet.
Wahrscheinlich sind beide Räume nicht ideal.
hanksinclair hat geschrieben:mein Hauptfehler wird wohl sein, dass ich zu Hause mit sehr guten HiFi-Boxen arbeite, statt mit Sound-neutralen Monitor-Boxen.
Das könnte sein - je nach Qualität der Hifi-Boxen - aber nur weil auf einer Box "Studio" und "Monitor" steht, muss sie noch lange nicht eine neutrale Wiedergabe erreichen.
Und wie gesagt - die Raumakustik spielt dabei eine große (wenn nicht sogar größere) Rolle.
Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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