Was auf analoges Tape, was nicht?

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JP_
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von JP_ »

Ich finds immer dufte, wenn mir jmd mit viel theoretischen Hintergrundwissen Hinweise geben kann, die mir Gehörtes besser zu verstehen helfen. Aber das ist leider nicht sehr häufig der Fall, die meisten begnügen sich mit Allgemeinplätzen oder kommen, wenn alle Stricke reißen ganz billig mit dem "Placebo"-Totschlag-Argument um die Ecke. Bringt mich (und andere Kollegen) persönlich leider nicht wirklich weiter, weswegen über vieles im www schon gar nicht mehr gesprochen wird (die Zensur der simplen Fakten quasi). Die Angst vor Reputationsverlust ist eh allgegenwärtig. Schade, eigentlich. Viel Gehabe in der Branche erinnert nur noch an Schwanzvergleichswettbewerbe. Der mit der größten Fresse hat eh immer recht. Je besser deine Artikulation, desto mehr feiern dich die Leute. Gerade junge Studien-Absolventen glänzen oft mit mehr Ego als Erfahrung (war bei mir auch so, was hab ich gelacht über Eso-Audio-Spinner, so indoktriniert vom Gedanken der reinen Lehre...). Momentan sind halt trockene "Fakten" beliebt (oft in Kombi mit einer fast krankhafte Hörigkeit ggüber moderner Technik), weil die jeder mit einem bisschen Verstehen von Messtechnik relativ problemlos nachvollziehen kann ohne sich selber auf klangliches Glatteis begeben zu müssen, während der Versuch Klangeindrücke in Worte zu fassen immer ein dankbarer Abschusskandidat für alle mögliche notorischen Zweifler ist. Die Kunst des intensiven Hinhören geht da leider etwas den Bach runter. Schade, weil ja eigentlich nach wie vor die unabdingbare Grundlage für des Tonmenschen Entscheidung (oder vlt auch nicht, siehe L***R). Armadas von Analyse-Tools ersetzen die immer schlechter werden Abhörbedingungen (und Ohren) bei vielen. Wie will man da dann noch ernsthaft über Sound diskutieren?

Mit dem Thema hat das aber nur noch begrenzt zu tun. Im Endeffekt muss sich jeder seine Werkzeuge selbst aussuchen, is ja auch ganz gut so. Nur vom ausprobieren wird man auch schlauer (auch wenn selbst das vielen schon zu viel Aufwand ist...). Für mich sind (Klang-)Diskussion eigentlich zumeist dann besonders fruchtlos, wenn ich noch nie ein Schaffenswerk vom Gegenüber gehört habe. Gemeinsame Klangvorstellungen oder zumindest die Idee, wie der andere klingt, schaffen halt immer ne fruchtbare Basis für solche Art Nerdiskussionen. Diskussionen mit Anonymen in Foren finde ich mittlerweile ziemlich ermüdend. Die Menge an Schmarotzern, die tatsächlich eigentlich nur Wissen und Erfahrung anderer absorbieren wollen, ohne eigene Willen zum Teilen und Abgeben, wird auf jeden Fall größer. Ich kann mir eigentlich nix destruktiveres für eine Internet-Community als das vorstellen.
Isch abe fertisch... (hallo
Geheimagent
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Geheimagent »

Man ist immer ein Teil des Ganzen. Und ist man nicht selbst sein Gegenüber?
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Peter Ostry
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Peter Ostry »

Geheimagent hat geschrieben:ist man nicht selbst sein Gegenüber?
Wenn man ein entsprechendes Delay im Kopf hat – ja.
Es ist ein Brauch von alters her:
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Geheimagent
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Geheimagent »

Peter Ostry hat geschrieben:
Geheimagent hat geschrieben:ist man nicht selbst sein Gegenüber?
Wenn man ein entsprechendes Delay im Kopf hat – ja.
Da sprichst Du ja genau noch einen weiteren Effekt an, den man mit Tapes auchnoch machen kann Tape Delay und beim U-HE Satin geht auch noch Flanging. Beides funktioniert auch mit dem U-HE Satin. Die haben ein paar gute Videos in ihrem YouTubeChannel:

https://www.youtube.com/user/uheplugins
Ein Review im Fachmagazin: https://www.soundonsound.com/reviews/u-he-satin
Hier die beiden Waves-Tools:
http://www.waves.com/plugins/j37-tape#b ... y-bush-j37
http://www.waves.com/plugins/kramer-mas ... aster-tape

Somit haben wir einen schönen Bogen zurück zum Thema gefunden.

Ich würde auch gerne noch mal darauf hinweisen, dass analoge Geräte insbosondere Bandmaschinen gepflegt, gewartet und öfters neu eingemessen werden müssen. Das Band selber nutzt sich auch ab, und hat dadurch klangliche Verschlechterungen. Das alles verursacht Kosten. Hinzukommt, dass sobald man die Digitale Welt verlässt mit jedem Stück in der analogen Welt Rauschen hinzukommt. Den Anschaffungspreis einer analogen Bandmaschine nicht zu vergessen. Das soll kein absolutes Argument gegen analoge Einbindung sein, es gibt erfolgreiche Tontechniker, die das machen, aber genauso gibt es auch erfolgreiche Tontechniker, die das eben nicht machen, und darin keinen Sinn sehen. Beide Gruppen schaffen Alben, die amtlich klingen.

Beim U-HE Satin hatte ich schon darauf hingewiesen, dass in der Demoversion öfters ein Demo-Geräusch eingeblendet wird. Das führt natürlich zu einer Verschlechterung des Ausgangsmaterials, das ist in der Vollversion nicht mehr enthalten. Übrigens Bitwig User bekommen momentan bei U-HE einen Rabatt. Auf das J37 und Kramer Tape gibt es übrigens auch gerade bei Waves Rabatt, und von mir angesprochenenes Narmad Magnetic II gibt es bei Don't crack für $25.
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Etienne73
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Etienne73 »

Wer von Euch hat folgende Tape Emu getestet? Gebrauchsanweisung in Text und Video auf der Webseite.

Airwindows ToTape5 (Freeware)
Mac Mini QuadCore (Late 2012) | 16 GB Ram | Mac OS 10.14.6 Mojave| Logic Pro 10.4.8 | Apogee Duet
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focusonsound
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von focusonsound »

Ich bin ja seit einigen Monat Abonnent von mixwiththemasters.com - teuer, aber bislang die absolut beste Schulungseinheit die ich je kennen gelernt habe. Warum? Einfach weil all DIE dort mixen, an denen man sich heutzutage zu messen versucht (CLA, Puig, Massy, Epworth etc.). Ob einem die Endergebnisse dabei immer gefallen ist Geschmackssache. Auffällig ist jedoch, dass KEINER von den "Großen" noch wirklich Tape benutzt - weder beim Recording, noch beim Mixing, noch beim Mastering. So gut wie alle haben zwar ein Tape im Studio stehen, nutzen will das aber keiner mehr. Der Aufwand scheint einfach viel zu groß und der Mehrwert zu wenig. Der Trend - um analoges Flair in die digitale Welt zu bekommen - ist ganz klar Sättigung, aber nicht unbedingt Tape, eher die natürliche Verzerrung von Bauteilen, eben so wie sie früher in jedem Mischpult stattgefunden hat. Hier gibt es mittlerweile viele Ansätze und viele Simulationen (Slate, UAD, Soundtoys, Waves etc.) und alle haben ihren speziellen Sound. Letztendlich scheint also die Sättigung NACH der Aufnahme fast wichtiger zu sein als diese DAVOR, was sicherlich auch daran liegt, dass man auf die Sättigung DANACH auch nachträglich noch jederzeit Einfluss nehmen kann. Tape war ja - zumindest früher - immer endgültig.
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Geheimagent
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Geheimagent »

focusonsound hat geschrieben:Ich bin ja seit einigen Monat Abonnent von mixwiththemasters.com - teuer, aber bislang die absolut beste Schulungseinheit die ich je kennen gelernt habe. Warum? Einfach weil all DIE dort mixen, an denen man sich heutzutage zu messen versucht (CLA, Puig, Massy, Epworth etc.). Ob einem die Endergebnisse dabei immer gefallen ist Geschmackssache. Auffällig ist jedoch, dass KEINER von den "Großen" noch wirklich Tape benutzt - weder beim Recording, noch beim Mixing, noch beim Mastering. So gut wie alle haben zwar ein Tape im Studio stehen, nutzen will das aber keiner mehr. Der Aufwand scheint einfach viel zu groß und der Mehrwert zu wenig. Der Trend - um analoges Flair in die digitale Welt zu bekommen - ist ganz klar Sättigung, aber nicht unbedingt Tape, eher die natürliche Verzerrung von Bauteilen, eben so wie sie früher in jedem Mischpult stattgefunden hat. Hier gibt es mittlerweile viele Ansätze und viele Simulationen (Slate, UAD, Soundtoys, Waves etc.) und alle haben ihren speziellen Sound. Letztendlich scheint also die Sättigung NACH der Aufnahme fast wichtiger zu sein als diese DAVOR, was sicherlich auch daran liegt, dass man auf die Sättigung DANACH auch nachträglich noch jederzeit Einfluss nehmen kann. Tape war ja - zumindest früher - immer endgültig.
Deckt sich ja mit meiner oben gemachten Aussage, zwecks Aufwand mit Tape. Es gibt allerdings immer wieder Studios, die im 60er Jahre Stil sind, ich glaube das es mehr Liebhaberei ist, als dass es wirklich sich lohnt.
Ob man wirklich sagen kann die oder die Schulen sind am besten, ist subjektiv. Ich denke man kann an jeder seriösen Einrichtung oder sonstigen Medien genug lernen. Irgendwann kommt man an dem Punkt, wo es sich einfach alles wiederholt. Wichtig ist einfach, dass man die ganzen Sachen verinnerlicht, und umsetzt, dass man nachts davon träumt. Ich zitiere öfters mal Sachen hier im Forum, die ganze Theorie alleine, macht keinen guten Mix, trägt aber dazu bei.
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Geheimagent »

In dem vorletzten Recording-Magazin gab es übrigens auch ein Artikel über Tape-Simulationen.
JP_
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von JP_ »

Im Studio Mag gabs malnen sehr interessanten Vergleich zwischen Tape (M15A) und Sim (Satin), samt umfangreicher Messreihe. Sehr spannend, wenn man nicht selber vergleichen kann.
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von UDERZO »

Ich persönlich bin Fan der Studer 800 von UAD - finde aber, dass die Einsätze immer gut bedacht werden müssen. Jedes Processing überdenke ich (ist das wirklich nötig?) und checke im A-B Vergleich ob es jetzt einen Mehrwert bringt oder nicht. Manchmal vollbringt die Studer Wunder, manchmal "verschlechtert" sie das Material aber auch.. leider habe ich eine echte noch nicht gehört, obwohl um die Ecke in der UdK in Berlin eine ist - müsste mal wieder in die Gänge gebracht werden.

Was ich sehr interessant finde .. im offiziellen Video von Universal Audio zu der Ampex zeigen diese einen direkten Vergleich zwischen Plug In und einer originalen Maschine, ich schätze mit den selben Settings. Zu sehen hier:

https://youtu.be/qNkCWJbFDRU?t=2m

In meinem Empfinden klingt das Plug In schon ziemlich gut und fängt auf jeden Fall den Vybe und Style der Maschine ein, aber das Original ist einfach dennoch viel besser. Was denkt ihr?
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Geheimagent »

JP_ hat geschrieben:Im Studio Mag gabs malnen sehr interessanten Vergleich zwischen Tape (M15A) und Sim (Satin), samt umfangreicher Messreihe. Sehr spannend, wenn man nicht selber vergleichen kann.
Wenn Du die deutsche Ausgabe meinst, gibt es nur einen Artikel mit Satin:
https://studio-magazin.de/suche.html?keywords=Satin

Hatte ich das aus der Sound On Sound schon gepostet:
https://www.soundonsound.com/reviews/u-he-satin
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von JP_ »

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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von digichild »

Der link geht bei mir leider nicht...
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muki
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von muki »

> Der link geht bei mir leider nicht..

ich glaube der link geht so (das waere seite 25, richtig?)

http://emag.studio-magazin.de/EM18/#/24/

scheinbar muss flash (oder sowas pluginmaessiges) installiert sein
muki
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digichild
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von digichild »

(clap)
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