Was auf analoges Tape, was nicht?

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Etienne73
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Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Etienne73 »

Hallo Leute :-)

Wenn ich mische setze ich bei Drums gerne ein gutes Tape-Plugin ein um so u.a. Transienten zu schleifen.

Meine Fragen an Euch:
  • 1) Gibt es noch andere Instrumente, welche speziell durch analoge Bandaufnahme besser klingen?

    und

    2) Welche Instrumente nimmt man heutzutage besser nicht (mehr) auf analoges Band auf?
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JP_
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von JP_ »

Was denn nun? Analoges Band oder Tape-Sim?

Ich glaube, du unterliegst erst einmal einem fundamentalen Missverständnis; Tape "schleift" nicht zwangsläufig irgendwelche Transienten, zumindest wenn man es nicht hart in die Sättigung fährst. Persönlich stehe ich diesem Hype der Transienten-Manipulation eh sehr kritisch ggüber. Da wird gerne mehr kaputt gemacht, als gewinnbringendes erzeugt. Schöne Transienten sind mit das wertvollste was wir haben, die würde ich bis ganz zum Schluss versuchen möglichst sauber durchzureichen.

Wenn wir von echtem analogem Tape sprechen (und unter Voraussetzung einer wirklich erstklassigen Maschine in Best-Zustand):
zu 1: alle
zu 2: keine

Wenn wir von Tape-PlugIns sprechen;
zu 1: keine
zu 2. alle
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eiermann
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von eiermann »

Etienne73 hat geschrieben:Hallo Leute Gibt es noch andere Instrumente, welche speziell durch analoge Bandaufnahme besser klingen?
aus Erfahrung von früher war es vor allem der E-Bass (Fender Jazz) bei uns in der Band, der von der Bandmaschine profitiert hat ...
Viel Frisches und Altes aus dem Obstladen.
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Etienne73
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Etienne73 »

JP_ hat geschrieben:Was denn nun? Analoges Band oder Tape-Sim?
Slate Virtual Tape Machines. Eines der besseren Tape-Plugins meinem Eindruck nach. Für den subtilen Einsatz ausgelegt, welcher sich gewinnbringend summiert, aber nicht plakativ. Sobald es nur in Richtung herausstechendem Effekt geht, bin ich mir bewusst, dass ich Transienten deutlich beschädige.
JP_ hat geschrieben:Tape "schleift" nicht zwangsläufig irgendwelche Transienten, zumindest wenn man es nicht hart in die Sättigung fährst.
Bei mir ist die Nadel im Bereich -3dB und 0dB VU mit ein, zwei extrem kurzen Ausreissern pro Spur bei perkussiven Signalen. Ist das schon zu viel Pegel?
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JP_
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von JP_ »

Etienne73 hat geschrieben: Bei mir ist die Nadel im Bereich -3dB und 0dB VU mit ein, zwei extrem kurzen Ausreissern pro Spur bei perkussiven Signalen. Ist das schon zu viel Pegel?
Weiß ich nicht, müsste man jeweils intensiv durchtesten. Aber was ich weiß, ist daß gerade auch die Slates alle auf relativ plakative Effekte getrimmt sind. Irgendwie natürlich nachvollziehbar, früher war Tape ein/das Aufnahmemedium (also auf möglichst geringe Artefakte gezüchtet), heute ist Tape der Ausdruck für einen Audio-FX. Viele potentielle Käufer wären wahrscheinlich derbe enttäuscht, wenn sie bei den PlugIns keinen offensichtlichen Effekt hören würden.

Man muss in der Praxis auch unterscheiden:
- echtes Tape als Aufnahme-Medium
- echtes Tape eingeschliffen als FX beim mischen
- Tape-Sim als Effekt beim mischen
Je nach dem ergeben sich ja verschiedene Workarounds, die auch mitbestimmend sind beim Einsatz. Einige nehmen gerne die Drums direkt auf Tape auf, alles andere geht so in die DAW. Andere spielen gerne Drums und Bass beim Mischen aufs Band und gleich wieder zurück in die DAW (quasi als Bus-Effekt). Echtes Band bedeutet halt immer hohe Kosten und viel zeitlichen Aufwand. Das fällt bei einem PlugIn natürlich weg. Schon deswegen kann man beides anwendungsmäßig nur schlecht vergleichen.
Meiner Erfahrung nach killen Tape-Sims (wie auch andere digitale Sättigungseffekte) gerne und schnell fein abgestufte Transienten und damit Räumlichkeit, 3D, Tiefenstaffelung, Offenheit.... Für mich alles Dinge, die eine gute Aufnahme von einer mittelmäßigen unterscheiden. Je besser das Audiomaterial und umso besser die Abhörsituation, desto eher wird man, mEn, dazu tendieren, diese ganzen, momentan gehypten, FX-Prozessoren wegzulassen. Brauch man alles schlicht nicht, wenn das Material grundsätzlich in Ordnung ist. Blöde Weisheiten: aber weniger ist halt trotzdem oft viel mehr. Und der Bypass-Knopf ist immer unser bester Freund.
Im Mastering verhalten sich solche überprozessierten Mixe auch oft viel undankbarer.
Reglerschieber
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Reglerschieber »

eine komplett unaufgeregte tapesim mit ohne plakativ ist softube tape. das wäre auch das einzige, was ich nehmen würde.
Warum immer nur zuschauen, wenn andere feiern.
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mondongo
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von mondongo »

Interessantes Thema und spannende Wortmeldungen. Danke schon mal dafür.

Wie ist denn eure Erfahrung betreffend virtuellen Instrumenten auf tape sims? Ist ja noch eine weitere Dimension...

Ich habe den Eindruck, dass dort eine tape sim als Effekt dem ITB-Sound noch ein Qäuntchen Leben einzuhauchen vermag. In meinem Fall sind das die UAD Studer und Ampeg.
Gehe ich da geschicktem Marketing auf den Leim? Pseudo Retro-Analog-Nostalgik? Selbstbetrug? Ich tape, also bin ich? Oder Ist es im Endeffekt nur mehr Lautheit?

Fragen am laufenden Band sozusagen.
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JP_
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von JP_ »

Im Endeffekt isses ganz einfach: Trust your ears. Wenn du es magst, benutze es. Etwas zu benutzen ohne klares Ziel macht keinen Sinn. Etwas nicht zu benutzen, ohne zu wissen warum, aber auch nicht. Irgendwelche ominösen bettermaker Tools gibts nicht, auch wenn einem das die Industrie mit viel Ausdauer immer wieder so verkaufen will. Aber saubere Audio-Vergleiche wollen gelernt sein, und es gibt da leider sehr viele Stolperfallen (siehe unten).
Ein anderes Thema ist halt immer in wie weit man seinen ears trusten kann... Das Monitoring (vom DAC, über MC, Endstufe, Speaker bis zur Raumakustik) spielt neben der Hörerfahrung spielt leider ne große Rolle (auch wenn viele das nach wie vor zu gerne runterspielen, kost nämlich meist richtig Asche). Meine persönliche Erfahrung ist, je mehr man hier optimiert (und dabei sein Gehör schult), desto eher neigt man zum aussortieren/bypassen von solchen Effekten.
Nicht falsch verstehen, ich bin ein großer Freund von geiler Sättigung. Eine TapeSim ist dafür aber oft ne schlechte und sehr unflexible Wahl. Und bei starken Transienten macht evt. ein Transienten-Designer oder Limiter mehr Sinn (solch un­prä­ten­ti­öse Tools verströmen halt nicht so diese Aura wie magisches Tape oder andere Tonstudio-Legenden...).
Check doch mal das Aroma von Ploytec (oder so). Da kann man ne Menge unterschiedliche Färbungen zusammen drehen und wird nicht von tollen Bezeichnungen verwirrt. Sieht halt nicht so toll aus wie diese ganzen Tape-Sims, wo man sich gleich wie im richtigen Studio fühlt... Und man muss seine Ohren benutzen beim einstellen, mögen viele halt nicht so sehr... Deswegen erleben PlugIns mit Bonbon-Garfik regelmäßig ihre Hypes, während die die einfach nur klingen wollen oft komplett mit Ignoranz gestraft werden.
Oder die hier: http://cdsoundmaster.com/site/cds-softw ... ugins.html
Da kommt auch die Optik dann nicht zu kurz. Basieren auf Nebula, das ja für seine wirklich gutklingenden Analog-Sims bekannt ist (im Gegensatz zu Slate, dem Blender...).

Schon ne komische Audiowelt in der wir leben, wo bei vielen sich die Abhöre den zahlreichen leuchtenden TFTs unterordnen muss... :lol:

Zum Thema gesteigerte Lautheit: das muss natürlich immer und grundsätzlich präzise ausnivelliert werden bei jedem vorher/nachher Vergleich.Ansonsten bescheißt man sich zwangsläufig selber. Ist ja ein bekannter Trick der Hersteller, den PlugIn-Out dezent um 0,5dB lauter machen. im Zweifel hat man nix weiter als einen sehr teuren Gain-Regler gekauft. Weil 0,5dB lauter machen in der DAW sollte jeder von uns selber schaffen, oder? (uiuiui)
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Peter Ostry
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Peter Ostry »

mondongo hat geschrieben:Wie ist denn eure Erfahrung betreffend virtuellen Instrumenten auf tape sims?
Meine letzten Erfahrungen sind, dass bei virtuellen Instrumenten ähnliche Bedingungen wie bei realen herschen. Egal ob Sample, Algorithmus, Modeling oder einfach Synth. Was man nicht im Instrument selbst hinkriegt, holt man sich danach auch nicht mehr. Daher sollte man die wichtigsten Elemente direkt machen und dazu gehören auch die Transienten. Sie ausufern zu lassen und dann mit einem Tool zurechtzuschleifen klingt selten so gut wie sie "organisch" zu entwickeln wo sie entstehen.

Diese Erkenntnis hat bei mir auch Auswirkung auf die Performance in der DAW. Bisher hatte ich ein Instrument und drunter 5-6 Plugins plus Automation. Jetzt hab ich 1-2 Plugins und der Klang ist besser.
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von pyrolator »

Ich habe viele Jahre im Studio ausschliesslich mit Tape gearbeitet, als es noch keine digitale Aufzeichnung gab.
Als Protools kam, gab es kein Zurück mehr und ich nehme nur noch selten mit Tape auf.
Einer meiner ersten Entdeckungen im Plug-In Bereich war der Vintage-Warmer von PSP. In subtiler Weise eingesetzt kann er das Audiomaterial verdichten. Ich benutze den Drive-Regler so gut wie nie, auch wenn er am grössten in der Mitte plaziert ist. Ich hebe nur etwas das Knee an und habe meist die für mich gewünschte Sättigung.
Wenn es darum geht etwas mehr in die Sättigung zu gehen und gleichzeitig auch mit dem Klang noch flexibel zu sein, ist meine erste Wahl der Decapitator von Soundtoys. Es hat schon Produktionen gegeben, da war er auf fast jedem Kanal drauf, schlicht und einfach, weil er meiner Klangvorstellung am nächsten kommt.
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Axel »

pyrolator hat geschrieben:Vintage-Warmer von PSP... Ich hebe nur etwas das Knee an..
Yep, genau so benutze ich den auch seit es den gibt. Eigentlich nie im Track, eigentlich immer in der Summe.
pyrolator hat geschrieben:meine erste Wahl der Decapitator von Soundtoys
Wenn wir schon beim Geheimnis verrat sind: Den auf die Parallelkompression in der Summe ;-)
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Peter Ostry
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von Peter Ostry »

Finde ich immer noch lustig, digitale Sättigung :-)
Ich glaube die entsteht, wenn man seine Levelmeter nicht ölt und sie im letzten Stück schwergängig werden.
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von felusch »

im neuen Logic ist so ein neues Level Meter mit 2 Anzeigen
...das eine scheint geölt, die andere nicht :)
BaBa
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von BaBa »

Wenn es lediglich um die TransientenKontrolle geht, ............
Ehrlich - da steckt hinter - 'in Sättigung fahren' - ein handfester Effekt.

Jetzt könnte man nen Haufen solcher Plugins in Feld führen.

Ich jetzt auch - Metric Halo TransientControl. Funktioniert, gibt keine Rätsel auf.
Passt mir persönlich am Besten, da klar und strukturiert.

BaBa
Zuletzt geändert von BaBa am 30 Aug 2017 - 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
JP_
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Re: Was auf analoges Tape, was nicht?

Beitrag von JP_ »

Virtuelles Levelmeter-Öl... Gibts das noch nicht von Slate...?
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